Vizekönig investiert in Landschaftsplanung

Der wegen diverser Krisen aus dem Ruhestand zurückgeholte Vizekönig von Ninda, Thomas Williams, stellte der verblüfften Öffentlichkeit heute Pläne für weitreichende Landschaftsumgestaltungen vor. Als Ersatz für den inzwischen stark verlandeten Jucunda-See soll in der Steppe von Jerryland und Gräfisch Tropica im ehemaligen Königreich Medea eine riesige neue Seenlandschaft entstehen.

In Jerryland breitet sich Ödland seit Jahrzehnten aus. Die Bodenerosion soll nun durch massive Lanschaftsplanung gestoppt werden. Ziel ist ein gewaltige Naturseenlandschaft.
In Jerryland (Nordmedea) breitet sich Ödland seit Jahrzehnten aus. Die Bodenerosion soll nun durch massive Landschaftsplanung gestoppt werden. Ziel ist ein gewaltige Naturseenlandschaft im Herzen von Südninda.

Westländischen Vizekönigen sagt man im Allgemeinen einen gewissen Bauwahn nach, schon der Westländer Dranuncullus Bilbo von Drachenstein machte vor bald 100 Jahren von sich reden, als er eine ganze westländische Stadt samt Kathedrale und Königsburg aus dem Boden stampfen ließ, anschließend allerdings sehr unehrenhaft wegen gravierender Verschuldung hinter kaiserliche Gitter wanderte. Sein Amtsnachfahre Vizekönig Thomas Williams scheint dies nicht zu befürchten, denn er legte dem verblüfften Provinzialparlament bei der Sitzung am 26. September 437 Pläne für ein Mammutprojekt vor, das alle bislang dagewesenen Projekte von Vizekönigen in Ninda in den Schatten stellt: In der unlängst verödeten und von den Ursulen wieder verlassenen Ebene von Jerryland soll auf einer Fläche von mehreren hundert Quadratkilometern eine Renaturierung zu einer Seenlandschaft durchgeführt werden.

Als Anlass für die Planungen nannte Vizekönig Thomas Williams die unweigerlich erscheinende weitere Verlandung des Jucunda-Sees hin zu einer Sumpflandschaft, welche man aus ökologischen Gründen unangetastet lassen wolle, wie auch den Bedarf an zusätzlichen Speicherkraftwerken, der anders nicht mehr gedeckt werden könne. Um die ökologische Energiewende in Ninda voranzutreiben, müsse man die vorhandenen Kapazitäten erweitern. Gleichzeitig soll der durch die Bodenerosion fortschreitende Landverlust und die Verwüstung der nördlichen Medea-Halbinsel durch gezielte landschaftsplanerische Eingriffe gestoppt werden. Besonders in den letzten Jahrzehnten hatten sich dort wüstenartige Zonen gebildet, nachdem die letzten Aufforstungsversuche der Ursulen gescheitert waren. Insider vermuten allerdings, dass der Vizekönig damit auch der weiterhin agierenden Nein-zur-Dürre-2011-Bewegung ein für alle Mal den Wind aus den Segeln nehmen will.

Die bisherigen Planungen, ausgeführt vom bekannten andraskanischen Stararchitekten Finas Drambo, sehen vor, im nördlichen Jerryland nun eine Seenlandschaft mit mehreren Naturbiotopen zu schaffen, gleichzeitig aber auch großflächige Parkflächen einzubinden, alles im asiatischen Stil. So soll eine riesige Naturparklandschaft mit drei Hauptseen, Pagoden, vielen Inselchen und kleineren Weihern entstehen, die gleichzeitig als Speicher für regenerative Energien dienen sollen. Die Finanzierung soll durch private und genossenschaftliche Investoren erfolgen. Gleichzeitig stellte der Vizekönig Zuschüsse aus der kaiserlichen Schatzkammer in Aussicht. Auch Prinz Tim, Prinz Benedikt, Prinz Miloni sowie weitere Provinzadlige kündigten an, das Projekt finanziell unterstützen zu wollen. Williams selbst will einen Großteil seines Privatvermögens dafür stiften. Ob damit die Baukosten gedeckt werden können, muss sich allerdings noch zeigen. Allein die Materialkosten werden auf 3 bis 4 Millionen Denare beziffert.

Mit der Durchführung wird aus Kostengründen wahrscheinlich wieder einmal die nitramische Nationalgarde betraut werden, was allerdings Tradition hätte: Schon beim Ausbau des Jucunda-Sees in den Jahren 204-216 waren seinerzeit die königliche Garde und die provinziale Armee des Königs Hansibulli I. von Medea zum Einsatz gekommen.

Auf die Vorstellung der Pläne reagierten die Parlamentsmitglieder der vereinigten Provinzen von Südninda weitgehend mit Zustimmung. Auch die Regierung der Polis Ventadorn und die benachbarten Völker Nindas zeigten sich interessiert, da man sich vom Projekt wirtschaftliche Vorteile und eine Verschönerung des Planeten verspricht. Der Vizekönig zeigte sich zufrieden, bat aber um weitere Vorschläge, wofür eine mehrjährige Planungsphase genügend Raum geben soll. Starten können die Bauarbeiten laut Vizekönig frühestens im Januar 441 a. C.

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Nils Kawomba, ehemals Chefredakteur der NNZ (Neue Nitramische Zeitung), ist unser nitramischer Korrespondent in Ventadorn (Ninda).