Cubie-dubie-dooh…

Hardwaremäßig liest sich die Beschreibung des Cubietruck von Cubietech wie ein Traum: A20, 2GB RAM, 8GB Nand und dazu fast alle nötigen Anschlüsse onboard. Bedientechnisch spielt der Mini-PC aber in einer anderen Liga als der Raspberry Pi.

Denn so traumhaft die Hardwareausstattung auch ist: Das Cubietruck-Board, die dritte Inkarnation des Cubieboards, wendet sich definitiv an Freaks mit Zeit, nicht an Gelegenheitsbastler, die ganz schnell zu Erfolgen kommen wollen. Das fängt bei der Grundsoftware an und setzt sich bei Tutorials und Foren fort. Hier sollte man zumindest Fortgeschrittener sein, wenn man das Potential des Boards ausnutzen will. Denn das im Nand vorinstallierte, relativ nackte Android läuft zwar recht rund, auch was die Hardwareunterstützung angeht, aber schon die Installation von XBMC in der Androidversion erfordert einige Nachbesserungen, abgesehen davon, dass die aktuelle Software die Raspberry-Pi-Hardware besser ausnutzt, während man beim Cubietruck oft das Gefühl hat, dass gerade bei den Linuxdistributionen noch sehr viel Potential für Optimierungen vorhanden ist.

Nicht ganz so klein wie das Raspberry Pi, aber immer noch sehr handlich und deutlich leistungsfähiger ist das Miniboard "Cubietruck" von Cubietech. (Foto: Martin Dühning)
Nicht ganz so klein wie das Raspberry Pi, aber immer noch sehr handlich und deutlich leistungsfähiger ist das Miniboard „Cubietruck“ von Cubietech. (Foto: Martin Dühning)

So gibt die Android-Vorinstallation von Cubietruck Videos stabil und ruckelfrei wieder, auch der Zugriff auf Netzwerkfreigaben klappt sofort und problemlos, das gilt allerdings nicht für Drittgeräte (z. B. Funktastaturen) oder Zusatzsoftware und leider auch nicht für das alternative Betriebssystem Lubuntu. Unerfahrenere Linux-Interessenten werden zudem weit weniger mit Assistenten an die Hand genommen als bei Raspbian – eigentlich gibt es gar keine Assistenten. Zwar lässt sich das Lubuntu 12-Image relativ problemlos ins Nand installieren (es klappte bei mir beim zweiten Versuch), doch dann wird man in den wundersamen Weiten eines abgespeckten Ubuntu-Derivats allein gelassen – schmerzlich ist, dass auch alle Benutzerhilfen fehlen, die Ubuntu von einem „normalen“ Linux unterscheiden und selbst gängige Debian-Konfigurationshilfen muss man erst nachinstallieren.

So benutzerfertig wie Raspbian wirkt das Lubuntu-Image in Version 12.x somit nicht und für Schulungszwecke ist das Image so auch noch nicht zu gebrauchen. Da ist doch einiges an Bastelei gefragt. Immerhin ist beim Grundimage schon Synaptic als grafische Installationshilfe dabei, doch bis darin etwas gefunden war, um allein Sprache, Tastaturbelegung und Datenformat auf Deutsch umzustellen, vergingen Stunden. Auch die Erweiterung des Nand-Images von den arg knäpplich bemessenen 2 GB auf die volle Größe des Nand-Speichers von Cubietruck erforderte Arbeiten auf der Konsole, die fortgeschrittene Linux-Kenntnisse voraussetzen. Da ist die Raspi-Konfigurationshilfe „raspi-config“, obwohl nur Textmodus, doch um Generationen voraus. Da es sich dabei allerdings um ein reines Problem der Benutzerführung handelt, dürfte Abhilfe nur eine Frage der Zeit sein, denn auch für Cubie gibt es einen Fankreis. Auch was die Optimierung der Software auf die Hardware angeht, besteht Hoffnung. Immerhin gibt es im Internet schon erste Images des aktuelleren Lubuntu 14.x für das Cubietruck. Vielleicht schreibt auch jemand mal ein Cubie-Config-Programm.

Daneben gibt es natürlich auch Erfreuliches zu berichten: Speicherintensive Linux-Programme wie LibreOffice und auch Grafikanwendungen machen auf dem Cubietruck mit seinen 2 GB Arbeitsspeicher und dem Doppelcore-ARM (A20) deutlich mehr Spaß als auf dem Raspberry Pi B mit seinen nur 512 MB Speicher. Die Möglichkeit, eine 2,5″ Festplatte über Serial-ATA anzuschließen und die GBit-Lanschnittstelle prädestinieren Cubietruck für NAS-Zwecke. Die bereits besser optimierte Android-Vorinstallation zeigt, dass Cubietruck auch für Multimediazwecke deutlich geeigneter wäre als der Raspberry Pi, hat das Cubietruck doch auch entsprechende Hardwareanschlüsse über HDMI hinaus, doch zumindest die aktuelle Linuxsoftware löst das noch nicht gebrauchsfertig ein. Vieles muss man ganz allein von Hand zusammenkonfigurieren. Cubietruck ist so eher eine Domäne für den anspruchsvollen Bastler, als für die Massen.

Auch an Zubehör gibt es nicht soviel Auswahl wie beim Raspberry Pi, was sich mit der Zeit zwar bessern dürfte, doch an den großen Kundenstamm des Raspberry Pi Modell B wird Cubietruck (Cubieboard 3) wohl nie herankommen, zumal dessen Nachfolger, das „Cubieboard 8“, bereits schon wieder in den Startlöchern steckt. Hier zeigt sich dann auch einer der Nachteile der schnellen Weiterentwicklung: Wenn alle halbe Jahre schon die nächste Plattform ansteht, fällt es schwer, mit der Software Schritt zu halten, zumal wenn die Community kleiner und verstreuter ist. Andererseits zeigt der Erfolg von Cubietech und auch die vielen anderen Alternativen zum Raspberry Pi, dass dessen spartanische Hardwarekonstruktion Bastler  eben doch auch arg einschränkt, weil es für manche Dinge eben doch zu knapp bemessen ist. Und bis es vielleicht mal ein C-Modell von Raspberry Pi mit mehr Arbeitsspeicher und einem schnelleren Prozessor gibt, wird sicher auch längst eine stabile Softwarebasis für Cubietruck etabliert haben, denn dort tut sich ja schon einiges und bei allen Unterschieden ähneln sich die Miniboards mit ARM-Architektur doch einigermaßen.

Über Martin Dühning 1420 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.

4 Kommentare

  1. …angeblich wird die email Adresse nicht pbliziert, wenn man hier einen Kommentar absetzt.

    Warnung: sie wird es doch!!!!

    Sowas dürfte nicht passieren. Schlamperei!

    • Sorry, aber die Seite hier ist schon so konfiguriert, dass die Daten aus dem E-Mail-Feld NICHT angezeigt werden, nur die aus dem Autorfeld (Name des Kommentarautors), gegebenenfalls zusätzlich verlinkt mit einer Webadresse (optional). Die besagte E-Mailadresse war als Autorname im Autorenfeld eingetragen, daher wurde sie von WordPress in den Kommentar übernommen. Wenn dieses Verhalten unerwünscht ist, empfehle ich, eben nicht grade die E-Mailadresse als Benutzernamen zu verwenden. (Für die obigen beiden Einträge habe ich den Autornamen manuell abgeändert.)

  2. so ganz stimmt die o.g Beschreibung nicht, auch wenn die Tendenz richtig ist:

    – ein upgrade von Lubuntu 12.x auf 14.04 hat bei mir problemlos funktioniert; bei mir läuft jetzt 14.04 mit LXDE Desktop / alternativ openbox; man muß die Paketquellen entsprechend denen der Version 14.04 händisch angeben und dann ein Release upgrade machen
    – Zugriff auf Netzwerk funktioniert (ich greife z.B. auf einen USB Stick im Router zu)
    – Zugriff auf den Cubietruck selbst funktioniert auch (ich nutze SSH)

    Die Geschwindigkeit z.B. beim Booten ist echt klasse. Es stimmt aber schon, daß man rech viel „googeln“ muß und auch etwas Linux Hintergrundwissen braucht

    Was ist genauso sehe wie oben, ist die viel zu schnelle Hardwareentwicklung. Der Fokus auf Software wäre der Richtige. Der Cubietruck ist sowieso schon eine hervorragende Hardware. Mir wäre auch sehr lieb, wenn die Sofware Unterstützung über eine größere Community bzw. Unternehmen wie z.B. bei Ubuntu Canonical laufen würde.

    • Das vorinstallierte Android und das Lubuntu-Image 12.x von Cubiboard.org funktionierten bei mir, abgesehen davon dass bei beiden das Logitech K400er Keyboard nicht gefunden wurde. Lubuntu verweigerte auch den Zugriff auf das heimische NAS (während die Cubietruck-Androidversion hier problemlos funktionierte). Händisch angegeben funktioniert auch das Update von Lubuntu 12 auf 14, hängt sich bei meinem Gerät später aber reproduzierbar bei der grafischen Oberfläche auf, das gleiche gilt für Cubian (von SD aus betrieben): Der Textmode funktioniert, die grafische Oberfläche startet nicht. Vermutlich handelt es sich um ein Hardwarekonfigurationsproblem und insofern besteht noch Hoffnung. Ich erinnere mich, dass auch beim Raspberry Pi anfangs noch einiges nicht gleich funktionierte.

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