„Apple Fair“ – Nitramien führt neue Feiertage ein

„Mögen andere knausern, wir nehmen uns einfach die Zeit!“ – nach diesem Motto hat der Föderale Rat der Neu-Nitramischen Konföderation beschlossen, eine neue Feierzeit einzuführen: Das Apfelfest. Es soll künftig immer am letzten Freitag der Sommerpause gestartet werden, also in der zweiten Septemberwoche.

Künftig können nitramische Kinder die Apfelernte ganz ausgiebig feiern (Zeichnung: Martin Dühning)
Künftig können nitramische Kinder die Apfelernte ganz ausgiebig feiern (Zeichnung: Martin Dühning)

Die Einführung des neuen Festes in Nitramien war nicht ganz unumstritten. Private Kaufleute monieren, dass es in Nitramien schon viel zu viele, teils auch absonderliche Feste gibt, zu erwähnen sind da der „Tag des Gummibärchens“ (4. Dezember), der „Sofatag“ (25. August) oder das Sternschnuppenfest (11. August). Diese Kritik lässt aber die meisten Nitramier kalt und so hatte die Konföderationsregierung auch keine großen Schwierigkeiten, den Föderalen Rat zur Einführung des neuen Obstfestes zu bewegen. Nicht wenige Prominente hielten die Einführung eines solchen Festes für längst überfällig: „Es wurde aber auch Zeit, dass wir mal die wirklich schönen, die einfachen Dinge im Leben feiern!“, so begrüßt beispielsweise die neue nitramische Kulturministerin, Una Niva, die Einführung des neuen Festes, das künftig eine Woche lang die Obsternte zelebriert. Dabei soll es vielfältige Kulturveranstaltungen rund um das Obst geben. Vorbild ist augenscheinlich das mogianische Apfelfest, das aber traditionell erst im Oktober gefeiert wird. In Nitramien wird die Obsternte in der Regel schon Anfang September abgeschlossen. Den Vorschlag zu einer „Apple Fair“ hatte zuletzt die Botschafterin von Emolas, Luisa Amiratu, eingebracht – in diesem Jahr hatten die Vereinigten Provinzen von Südninda zum ersten Mal in der Geschichte eine nennenswerte Apfelernte eingefahren.

Jeder friedliche Erntetag ist ein wahrer Grund zum Feiern! (Zeichnung: Martin Dühning)
Jeder friedliche Erntetag ist ein wahrer Grund zum Feiern! (Zeichnung: Martin Dühning)

Für diese Saison kommt die Einführung aber wohl zu spät. Derzeit hält der Herbst Einzug und die letzten Äpfel sind längst geerntet. Dafür soll einem jährlichen Obstfest in Zukunft nichts mehr im Wege stehen. Nach nitramischen Gepflogenheiten erhalten die Schulkinder während des Apfelfestes schulfrei, die Geschäfte schließen früher, es gibt landesweit Jahrmärkte rund um das Motto „ökologisch nachhaltig angebautes, fair gehandeltes Obst“, Tanzfeste und spätsommerliche Konzerte.

Ist einfaches Obst das alles Wert? Kulturministerin Una Niva gibt sich lokalpatriotisch: „Man muss doch die wesentlichen Dinge im Leben zu schätzen wissen! Das sind nicht Reichtum und Profit, wohl aber etwas, man man selbst angebaut hat. Anderswo werden Kriege gefeiert – wir zelebrieren lieber friedliche Nahrungsmittel und ihre Gärtner! Wir in Nitramien sind stolz auf unsere nachhaltige, ökologische Landwirtschaft. Es braucht nicht sonders betont zu werden, dass nitramisches Obst natürlich nicht chemisch behandelt wird.“

Na, dann kann man nur hoffen, dass die Obsternte auch in Zukunft zum Feiern Anlass gibt.

Über Martin Dühning 1437 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.