Leben im Gegenwind

An mancher Tage Abend frage ich mich oft, wozu ich es im Leben hätte bringen können, wenn ich nicht ständig Gegenwind gehabt hätte. Manch scheinbar leichtes Manöver hat mich viel Mühen gekostet und oft hat mir eine plötzliche Böe, noch öfter eine Flaute alles ruiniert, mich weit, weit vom Kurs abgebracht.

Nitramisches Segelschiff in einer Fantasielandschaft, gerendert mit Vue Infinite.
Nitramisches Segelschiff in einer Fantasielandschaft, gerendert mit Vue Infinite.

Freilich, ein gutes Schiff macht viel aus: Seetüchtigkeit, Geschwindigkeit, innere und äußere Wendigkeit das sind Eigenschaften, die weite Reisen erst ermöglichen. Allerdings ist auch das Wetter nicht zu unterschätzen, der Wind, besonders wenn man ein Segelschiff fährt.

Selten hatte ich Rückenwind im Leben, oft ging es nur mühsam kreuzend gegen den Wind voran. Ich bewundere nicht die rauchenden Ozeandampfer, die mit viel Wucht und oft ohne Verstand gegen die Wellen ankeuchen, auch nicht die Galeeren, die andere unterjochen und versklaven. Viel Energie nutzlos verschwendend. Doch ich bewundere die anderen Segelschiffe, die einfach mit glücklicheren Winden, und scheinbar mühelos, ihre Ziele erreichen. Und wie gerne hätte ich diese günstigen Winde erlebt, die einen schnell und sicher an ein Ziel bringen, das man auch erstrebte.

Über Martin Dühning 1436 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.