Die Ankunft in Llandudno, Wales

Walesreise 2018, Teil 2

Der Mittwochmorgen startete am 22. August 2018 moderat im Britannia Airport Hotel  in Northenden, Manchester. Ich hatte ein Frühstück geordert und das gab es im Hotelrestaurant um 9.30 Uhr.

Erstmals kam ich hier in Kontakt mit Englischem Frühstück und der Kellner war etwas enttäuscht, dass ich nur ein kontinentales, kein englisches Frühstück mit Würstchen, Black Pudding, gebratenem Speck und Bohnen haben wollte. Stattdessen bediente ich mich nur beim Müsli und den Croissants, anderes Brot stand nicht zur Verfügung.

Manchester Picadilly

Da ich am Vortag erst spät in der Nacht angekommen war, hatte ich gar nicht erst ausgepackt und meinen Reiserucksack daher schnell wieder beisammen. Die nächste Station meiner Reise war der Bahnhof Manchester Picadilly. Auf dem Weg dorthin fielen mir gleich die vielen Backsteinbauten in Manchester auf, aber auch die allgegenwärtigen Security-Kräfte – und meine persönliche Abneigung gegen größere Städte machte sich wieder deutlich bemerkbar.

Infotafel am Bahnhof Picadilly (Foto: Martin Dühning)
Infotafel am Bahnhof Picadilly (Foto: Martin Dühning)

Die Zugverbindung von Manchester nach Llandudno hatte ich vorab fest über den Anbieter Trainline gebucht, sodass sie nur etwa die Hälfte des sonst üblichen Ticketpreises kostete, dafür musste ich aber dann auch auf die entsprechend festgeschriebene Zeit achten und im Bahnhof eine ganze Weile warten.

Im Bahnhof Manchester Picadilly (Foto: Martin Dühning)
Im Bahnhof Manchester Picadilly (Foto: Martin Dühning)

Immerhin musste man im Bahnhof Manchester Picadilly nicht verhungern, ich fand dort einen Stand mit recht leckeren Sandwiches zu moderaten Preisen (überhaupt waren die Lebensmittelpreise im direkten Vergleich zu den Schweizer Grenzlanden auf meiner ganzen Reise sehr verträglich).

Eine der Bahnhofshallen in Manchester Picadilly (Foto: Martin Dühning)
Eine der Bahnhofshallen in Manchester Picadilly (Foto: Martin Dühning)

Beim Warten beobachtete ich das Treiben am Bahnhof von Passagieren und Sicherheitskräften, die regelmäßig überprüften, ob die Anwesenden auch alle ein Ticket hatten und dass keiner irgendwelches Gepäck rumstehen ließ. Sogar ein paar Reiserucksäcke von Teenagern in einer Ecke machten die Sicherheitskräfte sichtlich nervös – und mich die nervösen Sicherheitskräfte.

Bahngleich für den Zug nach Llandudno in Manchester Picadilly (Foto: Martin Dühning)
Bahngleich für den Zug nach Llandudno in Manchester Picadilly (Foto: Martin Dühning)

Also war ich sehr dankbar dafür, als die Wartezeit vorüber war und ich zum etwas abseits gelegenen Bahngleis weiterziehen konnte, wo der von Arriva Wales betriebene Zug dann auch recht pünktlich eintraf.

Im Zug von Manchester nach Llandudno

Die Züge von Arriva Trains Wales sind alle in einem petrol-türkis gehaltenen Farbton gestrichen, der zufälligerweise fast genau der gleiche wie der meiner Reisejacke war. Auch innen sind die Züge türkis gepolstert. Im Zug, der von seiner Aufmachung einem hiesigen Interregionalexpress entspricht, fiel mir auf, dass dort wesentlich mehr Personal ihren Dienst tut als in Deutschland. Während in der Hochrheinbahn meist nur ein Triebwagenführer und sporadisch ein Kontrolleur tätig sind – letzterer betätigt sich oft eher als Fahrkarteninquisitor – sind in den Zügen von Arriva in Wales oft mehrere Schaffner und auch ein Cateringanbieter tätig und alle sind recht bemüht, den Fahrgästen zu helfen. Fahrkartenkontrollen finden oft schon an den Sicherheitsschranken der Bahnhöfe statt, sodass in den Zügen meist echter Service an den Kunden geleistet wird.

Auf meiner Reise schimpften die Leute manchmal über die Züge von Arriva, weil sie zu spät seien oder der Service nicht gut, Kritik, die ich nicht ganz nachvollziehen kann. Denn die Ticketpreise liegen deutlich unter denen in Deutschland, die sporadischen Verspätungen haben einen Rahmen von in der Regel zwei bis fünf Minuten, die dann auch gleich ausgiebig entschuldigt werden – etwas, worüber Kunden der Hochrheinbahn nur müde lachen können, denn dort gelten Züge erst ab 11 Minuten als verspätet und das ist eigentlich der Normalfall. Es fahren auch viel mehr Züge und Busse in Wales. Insofern genoss ich diese wie auch die späteren Fahrten mit Arriva Trains Wales, sah an mir die englischen und später walisischen Bahnhöfe an mir vorbeiziehen und kam recht pünktlich und etwa zur Teezeit in Llandudno an.

Schild am Bahnhof in Llandudno (Foto: Martin Dühning)
Schild am Bahnhof in Llandudno (Foto: Martin Dühning)
Der Bahnhof von Llandudno bei meiner Ankunft im Regen (Foto: Martin Dühning)
Der Bahnhof von Llandudno bei meiner Ankunft im Regen (Foto: Martin Dühning)

Dort regnete es, und ich war erleichtert: Es war für mich der erste richtige Regen seit vielen Wochen Dürre am Hochrhein und der recht warme Regen kam mir wie eine Erlösung vor. Ja, der Regen machte mich sogar richtig fröhlich! Da es noch früh war, wollte ich als nächstes das Meer sehen und schritt durch den Regen in Richtung Promenade.

Die Promenade von Llandudno mit dem großen Pier im Regen (Foto: Martin Dühning)
Die Promenade von Llandudno mit dem großen Pier im Regen (Foto: Martin Dühning)

Es war sehr nass und windig, ich aber war froh, dass ich mein Reiseziel Wales nun endlich erreicht hatte.

Das Bodnant Guest House

Insofern machte ich mich dann gut gelaunt mit meinem Reisegepäck vom Bahnhof auf zu meiner Pension, die ich überraschend nah am Bahnhof fand. Es war das Bodnant Guest House in Llandudno.

Das Bodnant Guest House bei meiner Ankunft am 22. August 2018 (Foto: Martin Dühning)
Das Bodnant Guest House bei meiner Ankunft am 22. August 2018 (Foto: Martin Dühning)

Als ich dort klingelte, öffnete mir auch gleich eine der zwei Betreiberinnen, Joanne. Sie begrüßte mich sehr freundlich und zeigte mir mein Zimmer in der Mansarde des Hauses. Ich fand dort alles genauso vor wie in der Beschreibung von Booking.com beschrieben, es war sehr sauber und glücklicherweise etwas größer, als ich von den Fotos her befürchtet hatte. Nur das Fenster war etwas klein, die Aussicht auf die benachtbarten Wohnhäuser im edwardianischen Stil aber wirklich nett.

Abendlicher Ausblick auf die St. Mary Street in Llandudno (Foto: Martin Dühning)
Abendlicher Ausblick auf die St. Mary Street in Llandudno (Foto: Martin Dühning)

Das Bad befand sich bei meiner Buchung gegenüber dem Flur, war aber erstaunlich groß – es verfügte sogar über eine Badewanne. Dafür gab es keinen richtigen Kleiderschrank, aber ich hatte auch nicht sehr viel Gepäck vorbei.

Auch der Speiseraum im Bodnant Guest House entsprach genau den Fotos aus dem Internet, er war recht klein im Vergleich mit dem Airport Hotel, aber liebevoll eingerichtet und ich bewunderte die kleinen Marmeladengläser, die dort recht hübsch am Küchenschrank drapiert waren. Dort stand auch schon gleich ein leckerer Kuchen, von dem mir Joan zur Begrüßung ein Stück anbot. Ich wollte aber erst einmal auspacken und außerdem noch etwas von der Stadt Llandudno sehen, denn ich war zwar etwas geplättet von der Anreise, aber meine Neugier war geweckt.

Ein erster Besuch in Llandudno

Wegweiser in Llandudno (Foto: Martin Dühning)
Wegweiser in Llandudno (Foto: Martin Dühning)

So machte ich mich also auf eine erste größere Erkundungstour und betrat zum ersten Mal das Pier von Llandudno. Anfangs hatte ich noch etwas Mühe, mich in den viktorianischen Gassen des Seebads zurecht zu finden und auch der Linksverkehr irritierte mich etwas, aber es sah hier deutlich hübscher aus als auf meiner letzten Soloreise in Sizilien. Während die Hotels dort kitschige italienische Neubauten gewesen waren, stammte die Bausubstanz in Llandudno tatsächlich aus dem 19. Jahrhundert oder war zumindest plausibel in einem passenden Stil gehalten. Gleichwohl sieht man den großen Hotels an, dass die fürstlichen Zeiten des einstigen Empires inzwischen vorüber sind, die High Society ist längst abgewandert. Was früher Nobelhotels waren, das ist nun Standardtouristik.

Promenade von Llandudno im Dämmerlicht (Foto: Martin Dühning)
Promenade von Llandudno im Dämmerlicht (Foto: Martin Dühning)

Da in Llandudno einst auch die literarischen Abenteuer von Alice im Wunderland ihren Anfang nahmen, sind über die ganze Stadt Skulpturen aus der Buchreihe verteilt. Gleich beim Bahnhof stieß ich auf Alice, beim Park Western Gardens auf das weiße Kaninchen, am Pier dann auf den verrückten Hutmacher. Im Dämmerlicht wirkten alle diese Skulpturen etwas bedrohlich und gewöhnungsbedürftig, als meine erste Neugier befriedigt war, machte ich mich durch das kleine Straßengewirr wieder auf den Rückweg zum Bodnant Guest House, wo ich dann zum ersten Mal in meinem Urlaub Teezeit hielt.

Das Pier von Llandudno am Abend des 22. Augusts 2018 (Foto: Martin Dühning)
Das Pier von Llandudno am Abend des 22. Augusts 2018 (Foto: Martin Dühning)

Auf der Promenade und beim Pier startete ich eine erste größere Fotoserie mit meiner Spiegelreflexkamera im Dämmerlicht. Das Wetter hatte sich nun deutlich gebessert, die Brücke war in abendlichem Flair erleuchtet, vergleichsweise menschenleer und nur relativ wenige Touristen flanierten auf der langen Promenade. Das Pier in Llandudno gefiel mir deutlich besser als das in Zoppot, das ich einst mit Salome besucht hatte auf unserer Polenreise, es war zwar nicht unbedingt größer, aber lag deutlich hübscher und vor allen Dingen kostete es keinen Eintritt, sodass man es zu jeder Zeit nach Lust und Laune besuchen konnte. So kam es auch, dass ich auf meiner Walesreise das Landungspier sehr oft besuchen und ablichten konnte. Da ich diesmal aus Gewichtsgründen aber kein Stativ zur Hand hatte, verzichtete ich auf dieser Reise auf nächtliche Sternenfotos – das zunehmend regnerische Wetter hätte es auch oft unmöglich gemacht.

Spät am Abend zog ich mich dann zufrieden und voller Vorfreude auf mein Zimmer im Bodnant Guest House zurück, genoss das recht bequeme Bett und schlief auch sehr bald gut ein.

Über Martin Dühning 1438 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.