Ja, das Computerspiel „Pax Dei“ befindet sich noch im Early Access, insofern sind Neustarts der Welt zu verschmerzen. Vieles ist im letzten Update besser geworden, manches aber noch nicht.
Um es vorweg zu sagen: Die Grafik von Pax Dei ist immer noch sehr hübsch und brilliert mit geradezu endlosen Weiten – weite Landschaften, die allerdings immer noch ziemlich menschenleer wirken und auf Dauer auch etwas zu monoton. Das liegt nicht an mangelnder Modellierung, sehr wohl aber daran, dass es zwar riesige Provinzen gibt, diese sich optisch und vor allem inhaltlich aber nicht wirklich voneinander unterscheiden. Pax Dei unterscheidet zwischen „Heartlands“, also Gebieten, wo die Computerspieler siedeln können, den „Wildlands“, wo die Feinde stärker sind. Darüber hinaus gibt es verschiedene Gesamtkarten, „Provinzen“, also so etwas wie Länder. Man kann sowohl zwischen den Gebieten wechseln als auch zwischen Karten, wobei letzteres aber nicht wirklich Sinn macht, denn die Wege sind zu weit und irgendwelche Vorteile bringt es nicht, weil, wie erwähnt, sich die Gebiete nicht wirklich unterscheiden.
Zunächst einmal wurde beim großen Update im Juni 2025, „Path of the Adventurer“ so viel geändert, dass die gesamte Welt wieder zurückgesetzt werden musste. Leider diesmal auch alle selbstgeschaffenen Inhalte, die „crafted Items“, sodass man, selbst all seiner Kleidung entledigt, wieder quasi „nackt“ von Beginn starten musste – die Ressourcen wurden aber in einen Wartestapel eingereiht und zumindest die Fähigkeitslevel durfte man behalten.
Damit der Einstieg leichter fällt, wurden die Startpunkte („Petra Mei“) mit einen Werkstattstationen versehen, was tatsächlich eine Hilfe ist. Sehr positiv macht sich bemerkbar, dass die persönlichen Eigenschaftswerte und auch die Fähigkeiten zur Selbstheilung (dank Heilungsmagie) deutlich verbessert wurden. So muss man dann nicht mehr Angst davor haben, von jedem einzelnen Wolf im Wald getötet zu werden, was das Ressourcensammeln deutlich erleichtert, wenngleich dies wegen der immens langen Wege immer noch sehr mühselig ist.
Nachdem ich bislang in Lavedan auf der Karte Ancien siedelte, zog ich mit dem Patch diesmal in die Provinz Vitry auf der Karte Inis Gallia. Dort schlug ich mein Lager diesmal nicht an einem See auf, aus der Erfahrung heraus, dass dieser schnell zugebaut wird, sondern auf einem Berghang an einer der Straßen, damit man meine Marktstände vielleicht besser findet.
Tatsächlich werden meine Marktstände seither deutlich besser besucht. Allerdings musste ich auch feststellen, dass es auf der Karte von Inis Gallia deutlich weniger Baumwolle gibt als auf der alten Karte von Ancien. Auch Kalkstein ist zumindest in Vitry eher Mangelware. Dann der verbesserten Rüstungswerte und der Heilzauber kann man gefahrloser die Gegend passieren, stirbt aber dennoch sehr oft, wenn man überfallen wird, zumindest wenn man wie ich lieber allein unterwegs ist. Die Wege zu den Ressourcen sind zu lange und ohne Reittiere, die es im Spiel derzeit nicht gibt, ist man deutlich zu lange unterwegs. Auch gibt es wenig zu entdecken außer den teils sehr extravaganten Spielerbauten. Denn das recht vielgestaltige Bauen ist eine der Stärken im Spiel. Eine große Erleichterung der neuen Version ist, dass man sich zumindest zu Portalen porten kann, die man schon einmal besucht hat, allerdings kostet das „Grace“, weshalb man das nicht zu oft tun sollte.
Eine weitere Verbesserung ist, dass man über das System der Marktstände, die man nun auch Gebietsübergreifend im Menü sichten kann, leichter an Ressourcen kommt, wobei die Ressourcen, die von Spielern bereitgestellt werden, oft sehr einseitig sind und die Fertigwaren eine sehr starke Deflation aufweisen. Denn gut verkaufen lassen sich eigentlich nur sehr hochwertige Fertigungen. Durch den sehr starken Preisverfall der Waren, die sich in den Marktständen anhäufen, ist es nur zu Beginn möglich, mit den Ständen wirklich Gewinn zu erwirtschaften. Außerdem hat man leider keine Übersicht, was sich gut verkauft, weil es kein Verkaufsprotokoll gibt, sofern man sich nicht selbst am PC-Schreibtisch notiert, was man eingestellt hat. Das ist so unbefriedigend.
Das größte Manko von Pax Dei bleibt weiterhin, dass die Spielewelt, von Spielerbauten abgesehen, absolut leer wirkt. Das ist der Designentscheidung geschuldet, dass die wesentlichen Inhalte von den Spielern selbst kommen sollen, weshalb es NPCs nur als Feinde gibt. Für spielerseitige Beschäftigung gibt es dann allerdings viel zu wenig Interaktionsmöglichkeiten zwischen den Spielern. Ja, es gibt einige wenige Emotes und immerhin ein rudimentäres Chatsystem. Aber sehr intuitiv ist das nicht und vor allem ist es nicht mehr Zeitgemäß, weil andere MMOs wie z. B. GuildWars schon vor 15 Jahren sehr viel mehr boten.
Dass sich die Entwickler nun hauptsächlich um Monetarisierung bemühen, obwohl das Spiel noch eine Großbaustelle ist, sehe ich äußerst skeptisch. Nach Ablauf des Early Access muss man Grundstücke im Spiel monatlich für Echtgeld mieten, die Fähigkeitswerte werden auf Null zurückgesetzt, man muss also als Spieler ganz von vorne beginnen. Gemessen daran, dass das Leveln in Pax Dei eine überaus dröge und überaus mühevolle Angelegenheit ist, selbst wenn man unmenschlich viel Geduld aufbringt, zahlt man also im Endeffekt auch noch für diese Mühe. Die eigentlichen Events sollen dann von den Spielern selbst erstellt werden, was mangels Interaktionsmöglichkeiten nicht wirklich möglich ist. Ich halte für überaus zweifelhaft, dass dieses Konzept aufgehen wird, zumal es sonst nichts gibt, was einem im Spiel hält. Wahrscheinlich wäre es klüger gewesen, das Spiel über monetarisierte sammelbare Skins wie Kleidung oder Spezialrezepte zu monetarisieren. In Sachen Gamification hat Pax Dei bislang so manche Chance vertan. Belohnungen gibt es so gut wie keine und daher auch keinerlei Motivation, sich die ganze Mühe anzutun.
Was bleibt, ist die hübsche Grafik über die Unreal-Engine. Die bietet aber zu wenig, um dauerhaft im Spiel zu verbleiben, denn sie ist doch recht statisch und bietet zu wenig Abwechslung. Selbst ein dynamisches Wetter gibt es noch nicht, Wind oder Bäche und Flüsse. Die Wasseroberflächen weisen kaum Bewegung auf. Das gute alte Skyrim von 2011 bot das alles besser. Auch die Spielemusik ist wenig fesselnd, was angesichts der heutigen Möglichkeiten mit KI-Komposition bloß noch verwundert. Man könnte das Spiel, positiv ausgedrückt, als sehr entspannend und meditativ beschreiben, oder aber, etwas nüchterner, als ziemlich langweilig und für den Spielwert überteuert. Ich fürchte, dass könnte das Urteil der meisten heutigen Gamer sein, was ich sehr schade fände, weil die Idee hinter Pax Dei eigentlich sehr gut war und ich mich sehr auf das Spiel gefreut hatte.
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