
Die alte Welt in Pax Dei ging am 6. Oktober 2025 unter. Am 17. Oktober startete die Version 1, Besitzer des Early Access konnten bereits am 14. Oktober in eine neue Welt starten, die zunächst wieder ganz unbesiedelt war.
Da alles alte gelöscht worden war, musste selbst der Spielercharakter neu erstellt werden. Ich nannte den meinen wieder „Astraea“ (nach der Friedens- und Gerechtigkeitsgöttin bei Vergil) und gestaltete ihn optisch wieder recht genau so wie seine Vorgängerin. Doch die neue Astraea startete wieder bei Level 0 auf allen Werten und ohne jeglichen Besitz.
Weil es mir zuletzt in Vitry besser gefiel als seinerzeit in Lavedan, suchte ich auf den bereinigten Karten des europäischen Servers Tyr, in der Provinz Inis Gallia meinen alten Bauplatz an der Bergstraße von Vitry auf und fand am 14. Oktober auch eine weithin unbesiedelte Landschaft vor, sodass ich mich an alter Stelle niederlassen konnte am Hang mit Blick auf den großen See von Vitry und in der Nähe der Grenze zu Aras. Neu im Baumenü fand ich weitere Founders Edition Rezepte – darunter eine recht verzierte Greifentruhe. Gleichzeitig erhielten Besitzer der Early Access Version noch einen kostenlosen zusätzlichen Schlüsselcode für die Basisversion zur Weitergabe an einen Freund. Diesen nutzte ich, womit sich dieser bereits vor dem offiziellen Start anmelden konnte.
Als es dann am 17. Oktober 2025 soweit war und die Version 1.0 im Steam-Store erschien, kamen in Vitry recht schnell viele neue Einwanderer hinzu, hauptsächlich wohl, weil Pax Dei und eine einmonatige Premiummitgliedschaft für Besitzer des PC-Gamepass kostenlos sind. Dies führte schnell zu sehr vielen neuen Baugrundstücken, allerdings zeigte sich auch, dass viele Neulinge mit dem Sandboxkonzept von Pax Dei überfordert sind – da eine Story (noch) fehlt, wissen dann viele nicht, was das Spiel soll. Momentan ist das Spiel immer noch eher eine Bau-Sandbox als ein Multiplayerspiel, auch wenn die letzten Änderungen, vor allem die Monatsgebühr gegen Echtgeld für Baugrundstücke, einem das Bauen eher verleiden.
Um Spieler ohne Grundstück im Spiel zu halten, hat man in der 1.0-Version die Grundstücksrechte dahingehend geändert, das jeder Spieler alle einfachen Crafting-Stationen in der Welt benutzen kann, auch auf Privatgrundstücken. Das erleichtert Spielern ohne Grundstück ungemein das Spiel, fühlt sich für die Grundstücksbesitzer allerdings etwas seltsam an, wenn ständig fremde Spieler das eigene Grundstück betreten und die Stationen ohne zu fragen nach Herzenslust benutzen. Unbefriedigend ist bislang auch das Rechtemanagement gelöst, weil man sein Grundstück nur auf „Privat“, „Clan“, „Clanälteste“, „Clanoberhaupt“ und „Öffentlich“ stellen kann, selbiges gilt auch für Lagertruhen. Hat man „Friends“ im Spiel aus anderen Clans, lassen sich ihnen keine Rechte zuweisen.
In die 1.0er-Version haben es leider auch einige alte und neue Fehler geschafft. Wandert man über eine Provinzgrenze, beispielsweise von Vitry nach Aras oder Jura, stürzt das ganze Spiel fast immer reproduzierbar ab. Der Server lagged teils arg und die Grafik ruckelt bisweilen. Einige sammelbare Ressourcen, beispielsweise Heidelbeeren, sind in der 1.0er Version kaum noch sichtbar und damit nur durch blindes Ertasten im Wald auffindbar.
Für ein Spiel, dass sich die Interaktion zwischen Spielern auf die Fahnen geschrieben hat und das Clans hochhält, mangelt es immer noch allerorten an entsprechenden Features. Das beginnt schon damit, dass es keine Clanbanner gibt, was technisch recht simpel umsetzbar gewesen wäre (Banner gibt es und Clanwappen lassen sich auch auf Umhänge und Schilde übertragen – es fehlt also nur die Kombination von beidem in einem Objekt). Auch schriftliche Mitteilungen sind nur in Echtzeit über den Chat möglich – Discord zu benutzen, wie es empfohlen wird, stört die Immersion eine Mittelalterspiels.
In der aktuellen Fassung sind sowohl Bogen als auch Stab als Waffen in unteren Leveln für den Kampf unbenutzbar und deren Fähigkeiten lassen sich dadurch nicht sinnvoll steigern. Gerade beim Bogen fällt auch auf, dass er – im Unterschied zu allen anderen Waffen – keinerlei spezielle Waffenfähigkeiten hat. Ebenso nutzlos ist der Juwelier-Skill, zwar ist er ebenso mühsam zu steigern wie alle anderen Fertigkeiten, aber die produzierten Schmuckgegenstände haben keine Werte, nicht einmal, wenn man sie verzaubert, und sind damit nur weiterer nutzloser Tand, der die heimischen Truhen verkrempelt genau wie alle anderen Dinge, die massenhaft gecraftet wurden beim Leveln und die sich weder sinnvoll verkaufen, noch recyceln lassen. Aufgrund der Warenschwemme in den Märkten ist ein sinnvoll geplanter Handel nicht möglich, auch, weil immer noch eine Anzeige fehlt beim eigenen Marktstand, was sich von den angebotenen Waren überhaupt verkauft hat.
Bleibt die schöne Grafik, die das Spiel auszeichnet, die allerdings durch die neu hinzugefügten Abstürze und Grafikcrashes dem Spieler neuerdings leider verleidet wird. Mein Fazit: Pax Dei ist ein durchaus potenter Titel, aber von seinem Entwicklungsstand her hätte es definitiv noch etwas länger in den Early Access gehört, denn es wirkt an vielen Stellen immer noch unfertig.
Warum es jetzt veröffentlicht wurde? Wahrscheinlich ging den Machern das Geld aus und man musste nun den Schritt zur Monetarisierung gehen. Ein Bauspiel aber über ziemlich teure monatliche Grundstücksgebühren zu finanzieren (aktuell fast 7 EUR für ein Grundstück) ist aber eine fragwürdige Methode, welche Spieler eher vergrault, als im Spiel zu halten. Wesentlich gewinnbringender wäre gewesen, das Spiel über kosmetische Artikel wie zusätzliche Spezialrezepte und Gegenstandskins zu finanzieren. Das funktioniert bei der Konkurrenz recht gut und man legt dann nicht die Axt an die größte Stärke von Pax Dei an – den Häuserbau. Die Baufeatures sind nämlich ein herausragendes Element, die unfertigen MMO-Features dagegen eher nicht. Denn die vielbeworbene Spielerinteraktion überzeugt, so wie sie ist, noch nicht, dazu ist sie viel zu primitiv. Hoffen wir auf das nächste Update!
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