Unendliche Weiten – nicht mehr?

Die U.S.S. Thunderchild, ein kleiner Kreuzer der Akira-Klasse, als Modell der Klemmbausteinfirma Blue Brixx (2024)
Die U.S.S. Thunderchild, ein kleiner Kreuzer der Akira-Klasse, als Modell der Klemmbausteinfirma Blue Brixx (2024)

Als Star Trek- und als Klemmbaustein-Fan habe ich mich riesig darüber gefreut, als der deutsche Klemmbausteinanbieter Blue Brixx vor einigen Jahren eine offizielle Star Trek-Lizenz ergattern konnte. Diese läuft nun leider aus, was schade ist.

Da ich mich als Universalisten betrachte, und zwar überall, lehne ich auch Rassismus und Diskriminierung im Spielzimmer ab und bin somit natürlich kein LEGO-Firmenpurist. Ich nutze gerne auch die Klemmbausteine alternativer Anbieter, zudem diese schon sehr viel länger und durchaus teils auch qualitativer den Markt der Afobs („Adult Fan of Bricks“) bedienen. Bei uns zuhause steht seit Jahren eine komplette chinesische Stadt im Stile der Tang-Dynastie aus etwas mehr als 100.000 Klemmbausteinen, die so niemals mit LEGO möglich gewesen wäre. Xingbao sprang vor Jahren ein, wo die Dänen sich lange arge Blößen gaben und einer der europäischen Importeure dieser Klemmbausteinpaläste war der Flörsheimer Anbieter BlueBrixx.

Doch BlueBrixx machte sich auch schnell einen Namen durch eigene Modelle und Entwürfe. Zwar besitze ich nicht die berühmte Burg Blaustein, deren ungeahnt epische Ausmaße nach unzähligen Addons so manchen Werktisch heimischer Bastler überforderten, doch so manche ihrer kleineren Mittelaltersets stehen auch bei uns, vom strohgedeckten Bauernhof bis hin zum winzigen Mittelaltermarkt. Neben dem Mittelalter-Setting nennenswert ausgebaut bei Blue Brixx ist auch das Thema Piraten – wer wirklich sehenswerter Segelschiffe aus Klemmbausteinen sucht, der wird fündig. Auch für das Rollenspiel DSA, was bei uns regelmäßig gespielt wird, boten die Flörsheimer Klemmbausteinspezialisten schon viele Jahre lang Modelle an, bevor LEGO dann auf die Idee kam, mit einer passenden Lizenz Dungeons & Dragons zu bedienen. Vor allem aber kommt man um Blue Brixx nicht herum, wenn man aus Klemmbausteinen vernünftige Eisenbahnen bauen will, die auch fahren und nicht nur für die Vitrine gedacht sind. Über 350 Eisenbahn-Produkte zählt der Katalog auf der Blue Brixx Seite. Die von Blue Brixx gelieferten Motorisierungs-Sets sind meiner Meinung nach denen von Lego deutlich überlegen, da die Motoren deutlich mehr Zugkraft haben und man per USB aufladbare Akkuboxen hat, die dem endlosen Batterieverbrauch der Lego-Motoren ein Ende setzen. Darum wurde meine ansehnliche Lok-Flotte inzwischen weitgehend auf Blue Brixx Motorisierung umgestellt.

Besonders stolz war man bei Blue Brixx sicher auf den Erwerb der offiziellen Star Trek-Lizenz. Hier folgten unzählige Modelle, die Fan-Herzen höher schlagen ließen. Für manchen Star Trek Fan wurde es jetzt erst sichtbar, dass es auch Klemmbausteine jenseits der Dänen gibt und selbst die eigentlich Lego-zentrierte Webseite zusammengebaut.com lieferte eine Rezension zum Star Trek-Angebot der Flörsheimer. Es braucht nicht gesondert erwähnt zu werden, dass der weithin bekannte Frankfurter Klemmbaustein-Influencer Thomas Panke alias „Held der Steine“ natürlich auch die Star Trek-Modelle von Blue Brixx in seinen Youtube-Videos vorstellte.

Über 75 Produkte bot Blue Brixx zu Star Trek an: Vom Shuttle bis hin zur Raumstation, wunderschön war beispielsweise der klingonische Bird of Prey, die Raumstation DS9 in verschiedenen Größen, aber auch diverse Enterprise-Modelle und besonders das Runabout der Danube-Klasse im Minifiguren-Maßstab ließ mein Herz höher schlagen, wenn ich es für mich selber auch nie erwarb (da es mit 200 EUR etwas zu teuer und mit seinen Ausmaßen auch zu groß für meine kleine Wohnung gewesen wäre). Insofern hat es mich schon betrübt, dass ab 2025 bei BlueBrixx wohl mit StarTrek erst mal Schluss ist, weil die Lizenz wohl nicht verlängert wurde. Allerdings, wer Fan ist, kann sich bis dahin ja noch aus dem Vorrat bedienen – oder hat es wahrscheinlich längst getan.

Ich habe mir zum Abschluss noch die „U.S.S. Thunderchild“ gegönnt, ein Raumkreuzer der Akira-Klasse, die meines Erachtens mit zu den schönsten Schiffsklassen der Star Trek-Welt zählt. Dieses Modell, mit 505 Teilen auf etwa 30 EUR angelegt (womit man sich dann preislich leider schon fast wieder auf dem Niveau der Konkurrenz aus Dänemark befindet), ist auch nicht ganz so sperrig, sodass ich es wohl noch irgendwo in einem Bücherregal unterbringen werde, irgendwann nach Weihnachten.

Über Martin Dühning 1520 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.