Das intelligente Buch

„Ich würde mal wieder gerne ein intelligentes Buch lesen“, sprach ich zu meinen Schülern. „Was ist ein intelligentes Buch?“, fragten sie zurück. „Ein intelligentes Buch“, erwiderte ich, „ist ein Buch, das man unbedingt lesen, eben nicht lesen muss, sondern un-bedingt lesen kann. Ein Buch, dessen Notwendigkeit nicht in der Unterrichtsvorbereitung liegt, sondern dessen Sinn in sich selbst liegt, das den eigenen Horizont erweitert, neue eigene Gedanken ermöglicht.“

Ja ja, dachten wohl manche, denken kann man ja so manches. Man kann Sprache denken und Klang wie Musik. Man kann über verschiedene Fachgebiete nachdenken oder über rein Fiktionales, was außer sich selbst nicht notwendig ist, sondern über sich selbst hinaus weist oder auch nicht. Man kann über die Transzendenz nachdenken oder über das Abendland oder über Sonne, Mond und Sterne. Da man allzu hohe Gedankengänge in der 9 Stunde an rheumatisch verschneiten Mittwintertagen nicht erwarten sollte, blieb es dabei und wurde wieder vergessen. Was bleibt auch anderes übrig, sollen diverse Korrekturen nicht bis zur Schneeschmelze im März erhalten bleiben? Dem Klimawandel zum Trotz tauen Schreibtischgletscher ja nur sehr langsam ab.

Schöner als ein intelligentes Buch nur zu lesen wäre aber freilich, es sogar selbst zu schreiben. Tatsächlich fielen mir einige interessante Possen ein zu einem längst vergrabenen Romanfragment – Kafka sei Dank – aber wann man das aufschreiben soll, ich weiß es nicht…

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.