Banquet des Schreckens

Diese (Profil-)Woche ist eine Woche des Films, des Filmens und der Filmformate. Nach einem Morgen des Herumärgerns mit unbekannten Dateifiltern im Schulnetz (man glaubt ja gar nicht, was es inzwischen alles für obskure Formate und Codecs gibt) und den üblichen mehr oder weniger spontanen Prüfungszuteilungen für das mündliche ABI überraschte man mich am Nachmittag mit einem Film, der „choreografische Meditationen über Sterben, Blut und Gehorsam“ feil bot.

„The Banquet“ war sein Titel, die Kritiken waren recht gut, die Überlänge von 130 Minuten ließ allerdings schlimme Befürchtungen aufkommen, zumal wenn sie mit dem Zusatz bedacht wurde, der Film habe so seine Längen zwischendrin.

Ach, wenn es nur das gewesen wäre. Aber auch neben dem „Zwischendrin“ hatte er so seine Länge, eigentlich war er immer lang und getragen. Gut, die Choreografie war gekonnt, allerdings war der Inhalt doch schwer verdaulich, eine chinesische Variante von Hamlet, gemischt mit Romeo und Julia: Der Kaiser wurde ermordet, seine sehr jugendliche Witwe schickt nach dessen verstoßenem Sohn aus, ihrem ehemaligen Geliebten, der sich im Nachbarkönigreich seine Zeit mit allerlei Theater- und Tanzpantomime vertreibt. Doch sein Onkel, der die kaiserliche Macht an sich gerissen hat, sendet Mörder aus, den Thronfolger zu beseitigen, was, obschon ausführlicher Blutbäder in asiatischer Manier, natürlich nicht gelingt.

Nach der 20minütigen Einführung verläuft das Spiel dann hauptsächlich am kaiserlichen Hof, allerdings gekoppelt mit einem unerträglichen gottkaiserlichen Autoritätsgehabe – neben den adligen Protagonisten versinken die Untertanen zu bloßen Statisten, die sehr häufig im Chor wie aus einem Munde antworten, selbst bei banalen Dingen – eine in europäischen Ohren komisch wirkende Situation. Ebenso eigentümlich bis ulkig wirken die tänzerischen Kampfzehnen, bei denen die Kämpfer schon mal entgegen aller Schwerkraft 20 Meter in Rüstung nach oben schweben. Das ist man zwar aus Computerspielen und Filmen wie „Final Fantasy“ gewohnt, aber zur mittelalterlichen Handlung des Films passt es nicht.

Höchst fragwürdig finde ich auch die Altersfreigabe von 12 Jahren bei einem Film, bei dem in mindestens der Hälfte der Laufzeit (also 70 Minuten lang!) irgendwelche Körperteile abgehackt werden und das Blut in Strömen fließt, farbästhetisch zwar eingebunden in Choreografie und Szenerie, aber mit einer Selbstverständlichkeit, die einen nur noch erschaudern lässt. Das soll für 12jährige frei sein? Ich kann mir das nur so erklären, dass die Prüfer nach der dritten Minute eingeschlafen sind, was durchaus nachvollziehbar ist. Denn trotz allen Blutes und eines schalen Nachgeschmackes reißt der Film einen wirklich nicht hin.

Am treffendsten könnte man ihn als „choreografische Meditationen über Sterben, Blut und Gehorsam“ charakterisieren. Dazu war heute nicht der richtige Tag, weshalb ich von der Vorlauftaste ausgiebig Gebrauch machte und mich dann doch vergleichsweise mit Freude daran machte, meinem Videoschnittprogramm für die nächste Schulfilmografie das MP4-Format aufzuzwängen. Das ist zwar auch frustrierend, aber immerhin weniger blutig.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.