Mit strahlender Kraft und massig Geld voran?

Man muss es der schwarz-gelben Koalition doch lassen: Deren neuestes Motto, „Wer A(tomkraft) sagt, musst auch B(rennelementesteuer) zahlen“, bringt die Atomlobby tüchtig zum Grausen. Mit dem B-zahlen haben sie es nämlich nicht so, ganz anders als mit seligem Nehmen. Hoffen wir doch mal, dass die schwarze Dame und die Herren in Berlin den an sich guten Ansatz nicht ein weiteres Mal vermasseln. Denn das Imperium schlägt schon zurück. Während im atomschlaraffigen großartigen Nachbarland Schweiz schon ganz munter und gar demokratisch neue Atomkraftwerke geplant werden und deren strahlende Hinterlassenschaften, fast unbeachtet von der deutschen Anwohnerschaft, fast schon morgen an der Grenze verscharrt werden sollen, ja währenddessen müssen die armen, armen, kümmernden Atomkonzerne im kleinen Deutschland nun um ihre Profite fürchten. Wohlverdient?

Atomkraftwerk gegenüber Waldshut
Atomkraftwerk gegenüber Waldshut: Atomkraft ist ein unleugbarer Bestandteil der schweizerischen und deutschen Energieversorgung. Und das soll wohl auch möglichst lange noch so bleiben, zumindest wenn es nach den großen Energie- und Industriekonzernen geht.

Mitnichten, glaubt die Lobby und startet eine beispiellose Propagandakampagne, mit der man den einen oder anderen Abgeordneten schon Angst machen kann. Die Unterschriftenliste ist schon beeindruckend und gibt zu denken. Vor allem, wenn man sieht, wer dort alles NICHT unterschrieben hat. Leider verfügen aber die deutschen Atomgegner (trotz ihrer unbestreitbaren demokratischen Mehrheit) nicht wie die Energielobby über scheinbar unbegrenzte finanzielle Ressourcen, um grad mal auf die Schnelle ein paar dutzend Anzeigen in diversen großen Zeitungen zu schalten. In der Hoffnung, das doofe deutsche Fußvolk damit zum Strahlen zu bringen. Allerdings verfügen die Gegner ja aber ebensowenig über ein faktisches Energiemonopol in deutschen Landen, sodass sie den Verbrauchern die Preise diktieren könnten und gleichermaßen abkassieren. Und außerdem sind ja eigentlich auch Sommerferien und man hat anderes zu tun, z. B. Urlaub machen (was diese Zeit politisch grundsätzlich  höchst gefährlich macht).

Das wahrlich Interessante in der Angelegenheit wird nun aber wohl sein, wie die Zeitungen und Medienhäuser mitten in der Saure-Gurken-Zeit darauf reagieren. Werden sie, wie es doch eigentlich die demokratische Aufgabe der Medien wäre, zur Angelegenheit kritisch Stellung nehmen? Oder gilt dann wieder einmal nur: Ohne Moos nix los und wo das Geld ist, da sind wir natürlich einfach mal dafür, oder im Zweifelsfall: Worüber man inserentenfreundlicherweise nicht reden/schreiben soll, darüber wird besser geschwiegen. Schwierig nur, wenn die Sache so plakativ direkt ins Medium tapeziert wird. Ob das die deutschen Leser wohl so einfach schlucken? Trotz Pisa verfügt die Mehrheit der noch Lesefähigen vielleicht doch noch über so etwas wie Gehirn. Unverstrahltes, weiland.

Hoch zu loben sind in dieser Sache doch die so oft gerade von den Printverlagen gescholtenen und internetmäßig heiß bekämpften öffentlich-rechtlichen Medien. Denn die sind offenbar nicht so einfach käuflich und berichten schon, teils recht kritisch. Und das sollte, finde ich, auch so bleiben!

Über Martin Dühning 1438 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.