Der zweite Tag im Süden – morgens

Die Hotelanlage von innen - Skizze aus dem Reisejournal
Die Hotelanlage von innen - Skizze aus dem Reisejournal

Auch diese Nacht habe ich wieder nicht sonderlich gut geschlafen. Ob ich mich wohl jemals an dieses knotige Bett und das sperrige Kissen gewöhne? Dafür war der Morgenhimmel kristallblau und wolkenlos. Ein irrsinnig schöner Anblick, ganz ungewohnt für November, ebenso wie die warme, laue Luft.

Inzwischen scheint die Sonne höher am Himmel, aber Schleierwolken durchziehen den schon wieder leicht milchigen Äther. Ich fühle mich, dem Wetter entsprechend, wie Ende April oder Anfang September, es könnte der 26. April sein vom Sonnenstand her und der Witterung, etwas frühjahrsmüde bin ich auch durch die ungewohnte Wärme. Im Windschatten kann man ein schönes Sonnenbad nehmen, ansonsten ist es auch hier zu kalt dafür.

Heute habe ich mir nicht viel vorgenommen außer „chillen“. Ob mir das wohl gelingt? Nur für die abends fertig geschriebenen Postkarten möchte ich noch einen passenden Briefkasten finden. Ich bin gespannt, wie lange es dauern wird, bis sie ankommen. Bestimmt gibt es ein Postfach irgendwo bei der Rezeption. Ich sitze auf der Veranda und sehe den Palmen beim Wiegen zu. Irgendwo klingelt es leise. Zuerst halte ich es für eine Art Windspiel, aber es ist wohl nur ein Palmenzweig, der gegen eine Laterne oder ein Geländer schlägt oder ein Fahnenmast im Wind. Was es auch ist, man kann es von hier nicht sehen.

Hatte ich schon erwähnt, dass ich ein Appartement mit Blick aufs Meer habe? Stückchenweise zumindest. Zwischen den Dattelpalmen schimmert was Glänziges durch. Ein in der Sonne sich silbern spiegelnder Ozean.

Die Hotelanlage von innen - Skizze aus dem Reisejournal
Die Hotelanlage von innen – Skizze aus dem Reisejournal

Als ich beim Frühstück heute Morgen nochmal verträumt die Architektur des Hotels betrachte, fühle ich mich an Zeichenübungen aus der Schulzeit mit Herrn Ueber erinnert. Schachtelkonstruktionen mit Türmchen und Treppchen. Selbst die Menschen darin, die dort wuseln, könnten bisweilen aus einem erträumten, ungeschriebenen Roman von mir entsprungen sein.

Es hat alles etwas Unwirkliches an sich.

Uh, ich bin total frühjahrsmüde. Aber es ist wirklich schön hell und warm hier. Eigentlich eine richtige „Chilloase“.

Über Martin Dühning 1503 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.