Blaubeerzeit ohne Ferien

Heidesberries (Foto: Martin Dühning)

Es ist eine hübsche Jahreszeit, prima Wetter, die Blaubeeren prangen an den heimischen Büschen und man könnte jetzt eigentlich wunderbar Urlaub machen.

Ja, könnte man, wenn denn Ferien wären. Sind aber nicht, zumindest nicht in Baden-Württemberg. Warum? Keiner weiß es, dieses Jahr geht das Schuljahr sogar noch eine ganze Woche lang und endet nicht am Mittwoch, wie traditionell, sondern erst am Freitagmittag, also noch später. Eine irrsinnige Idee von Menschenhassern.

Ich erinnere mich noch gut an Zeiten, im letzten Jahrhundert, als auch in Baden-Württemberg schon im Juli Ferien waren und nicht erst im August, wenn der Sommer schon fast vorüber ist. Die heutige Folge des durativen Spättermins ist ein ruhiger aber sozial toter Urlaubsmonat, wo man in Baden-Württemberg zwar Ferien hat, aber sonst oft nicht mehr. Kulturell ist dann im Ländle weitgehend Wüste und mit Menschen von außerhalb, die dann schon wieder arbeiten, kann man sich dann auch nicht mehr treffen, zudem wird es gegen Ende August wird es meist schon wieder ziemlich herbstlich, während man in den Schulwochen davor vor Hitze geradezu verging.

Zu den eigentlichen Sommerferien sind in Baden-Württemberg längst die Pfingstferien mutiert, von denen man als Lehrkraft mit Korrekturfächern aber nichts hat. Außerdem haben andere Länder dann auch keine Ferien und viele Freunde keine Zeit. Und zwischen Pfingsten und den Frühherbstferien im August-September liegen dann noch wirklich wüste Wochen, wo die Schultage einem Emmentaler gleichen, der in der Juni-Julihitze von Klimadürresommern vor sich dahinschmilzt und gammelt.

Von einem vernünftigen Umgang mit Lebenszeit sind wir in Süddeutschland immer noch weit entfernt, und ich befürchte sehr, dass meine eigene um sein wird, bevor sich irgendwer wirklich mal ernsthaft darum kümmern wird, um das wichtigste im Leben, um die Zeit, auch in Schulen. Immerhin, es sind ja nur Kinder und Jugendliche und deren Familien, um die es geht. Und andere Leute müssen ja auch arbeiten (gegen ihren Biorhythmus und in nicht klimatisierten Kasernenbauten). Und weil es schon immer so war, darf es sich auch niemals ändern.

Sei’s drum, man kann seine Blaubeeren auch in Schulpausen herunterschlingen. Dann verkommen sie wenigstens nicht ganz.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.