
Am Hochrhein-Gymnasium haben die Gremien abgestimmt, dass private Unterhaltungselektronik aus dem Schulalltag verschwinden soll. Das ist legitim und macht Sinn, wenn die Lücke sinnvoll gefüllt werden kann – eine Möglichkeit dazu ist die Förderung der schulischen Lesekultur.
Glücklicherweise hat sich in der zeitgenössischen Pädagogik inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Internet kein Ersatz für klassische Medien wie Bücher ist, sondern etwas gänzlich anderes. Klassische Bücher haben weiterhin ihren festen Platz in der Kultur – trotz oder gerade wegen zunehmender KI-Präsenz. Deshalb es leichter als früher möglich ist, sich auch für die Anschaffung von analogem Lesestoff in der Schule einzusetzen, ohne als „rückständig“ verschrien zu werden. Lesen ist wieder „IN“. Tatsächlich gibt es ein immer breiter werdendes Angebot besonders für die Unterstufe, beispielsweise über die Schulbibliothek, wogegen das Angebot für 15 und 16jährige oft eher noch ausbaufähig ist.
Daher kam die Idee auf, testweise eine Klassenbibliothek in einer neunten Klasse einzurichten. Dazu wird ein abschließbarer Leseschrank im Klassenraum bereit gestellt, in den die Schülerinnen und Schüler eigene Leseempfehlungen (als Buchleihgabe) einstellen können. Genutzt werden können die Bücher dann beispielsweise auch in Vertretungsstunden. Für den Testlauf stellte auch der Deutschlehrer (ich) eine Auswahl aus seiner Privatbibliothek zusammen, sodass die Klassenbibliothek dann auf eine solide Anzahl von etwa 70 Buchtiteln kommen wird.
Zunächst beschränkt sich die Buchauswahl für die Klassenbibliothek auf deutschsprachige Belletristik-Titel, aber nicht nur Jugendbücher im engeren Sinne, sondern auch Romane, die für Jugendliche (weibliche wie auch männliche) interessant sein könnten. Bei den Titeln, die der Deutschlehrer dafür zusammengestellt hat, wurde dabei darauf geachtet, dass die Titel eine möglichst vielseitige Auswahl aus unterschiedlichen Genres bieten.
Die Leihgaben der Lehrkraft bestehen zunächst aus folgenden Titeln:
- Adams, Douglas. 2017. Per Anhalter durch die Galaxis. Zürich: Kein und Aber.
- Asimov, Isaac. 2015. Ich, der Roboter. München: Heyne Verlag.
- Beagle, Peter. 2012. Das letzte Einhorn und Zwei Herzen. Stuttgart: Klett-Cotta.
- Beagle, Peter. 2024. Ich fürchte, ihr habt Drachen. Stuttgart: Klett-Cotta.
- Boie, Kirsten. 2022. Dunkelnacht. Hamburg: Oetinger Verlag.
- Bulbenko, Andrey und Kajdanowskaja, Marta. 2024. Elektrizität und Himmelsfische. München: dtv Verlag.
- Clement, Catherine. 1998. Theos Reise. München und Wien: Carl Hanser Verlag.
- Deo, Jesmeen Kaur. 2023. Der beste Beweis bist du selbst. Hamburg: Arctis Atrium Verlag.
- Elsberg, Marc. 2013. Blackout – Morgen ist es zu spät. München: Blanvalet.
- Ende, Michael. 2002. Das Gefängnis der Freiheit. München: Goldmann Verlag.
- Gaiman, Neil. 2019. Nordische Mythen und Sagen. Frankfurt am Main: Eichborn Verlag.
- Gaiman, Neil. 2022. Sternenwanderer. Frankfurt am Main: Eichborn Verlag.
- Garder, Jostein. 2024. Sophies Welt. München: dtv Verlag.
- Höra, Daniel. 2015. Das Schicksal der Sterne. München: Bloomoon Ars Edition.
- Jäger, Sarah. 2024. Nach vorn, nach Süden. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
- Jäger, Sarah. 2024. Und die Welt, sie fliegt hoch. Hamburg: Rotfuchs Rowohlt Taschenbuch Verlag.
- Kehlmann, Daniel. 2008. Die Vermessung der Welt. Hamburg: Rororo.
- Kessler, Liz. 2024. Als die Welt uns gehörte. Frankfurt am Main: Fischer Sauerländer.
- Köhlmeier, Michael. 2002. Das große Sagenbuch des klassischen Altertums. Berlin: Piper Taschenbuch.
- Köhlmeier, Michael. 2023. Frankie. München: Carl Hanser Verlag.
- Lebert, Benjamin. 2021. Crazy. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag.
- Lechner, Auguste. 2008. Die Abenteuer des Odysseus. Würzburg: Arena Taschenbuch.
- Lechner, Auguste. 2008. Ilias. Würzburg: Arena Taschenbuch.
- Lem, Stanislaw. 2015. Sterntagebücher. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
- Moers, Walter. 2003. Wilde Reise durch die Nacht. München: Goldmann Verlag.
- Pratchett, Terry. 2015. Die Farben der Magie – Das Licht der Phantasie. München: Piper Taschenbuch.
- Pratchett, Terry. 2025. Spitzer Stift schlägt stumpfes Schwert: Storys. München: Piper Taschenbuch.
- Pressler, Mirjam. 2007. Golem stiller Bruder. Weinheim: Gulliver von Beltz & Gelberg.
- Pressler, Mirjam. 2011. Nathan und seine Kinder. Weinheim: Gulliver von Beltz & Gelberg.
- Reinhardt, Dirk. 2022. Über die Berge und über das Meer. München: ctb Verlag.
- Reinhardt, Dirk. 2023. Perfect Storm. Hamburg: Carlsen Verlag.
- Reinhardt, Dirk. 2024. No Alternative. Hildesheim: Gerstenberg Verlag.
- Roberts, John Maddox. 2003. Der Musentempel – Tödliche Saturnalien. München: Goldmann Verlag.
- Schulz, Hermann. 2006. Auf dem Strom. München: Süddeutsche Zeitung Junge Bibliothek.
- Steinhöfel, Andreas. 2005. Die Mitte der Welt. München: Süddeutsche Zeitung Junge Bibliothek.
- Thomas, Angie. 2018. The Hate U Give. München: cbj & cbt.
- Thor, Annika. 2006. Eine Insel im Meer. München: Süddeutsche Zeitung Junge Bibliothek.
- Verne, Jules. 2013. 20.000 Meilen unter den Meeren. Köln: Anaconda.
- Wahl, Mats. 2000. Der Unsichtbare. München und Wien: Carl Hanser Verlag.
- Yagisawa, Satoshi. 2024. Die Tage in der Buchhandlung Morisaki. Berlin: Insel Verlag.
Zu diesen Büchern hinzu kommen dann noch die Titel der Schülerinnen und Schüler, welche die Liste dann um aktuell angesagte Bücher ergänzen. Dadurch soll ein möglichst vielfältiges Angebot entstehen.
Im Laufe des Schuljahres soll erprobt werden, ob das Konzept gut ankommt und somit eventuell in größerem Rahmen tragfähig ist, aber auch, wie sich die außerunterrichtliche Lesekultur weiter fördern lässt. In das kommende Vertretungsbuch der Klassenstufe 5 werden in jedem Fall schon einmal Seiten für ein Lesejournal und kreativen Umgang mit Literatur hinzugefügt.
Eingebunden ist das Projekt übrigens auch in den ITG-Medienunterricht der Klasse 9d, wo dann nicht nur das formal korrekte Zitieren der Bücher geübt wird, sondern auch gezeigt, wie sich aus einzelnen Buchlisten kollaborativ bearbeitbare elektronische Bücherdatenbanken erstellen lassen.
Der bisherige Verlauf des Projekts hat übrigens gezeigt, dass die Bücheraktion an der Schule sowohl bei Lehrkräften, wie auch bei Schülern auf sehr positives Interesse stieß. Das weitverbreitete Vorurteil, dass Jungs im Alter von 15 nicht lesen würden, erwies sich dabei als Urban Legend. Sofern man keine verengten Vorgaben macht, welche Genres zählen, dann lesen auch Jungs recht gerne und viel.
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