Soli Deo Gloria

"Gloria in excelsis Deo" aus dem Soundtrack von "Snowangel III"
"Gloria in excelsis Deo" aus dem Soundtrack von "Snowangel III"

„Gloria in excelsis Deo“ ist meine vielleicht letzte Komposition für das Jahr 2025, sie entstand schon im Oktober. Seither hatte ich nicht mehr viel Muße für wirklich Kreatives.

„Soli Deo Gloria – Allein zur Ehre Gottes!“ ist ein barocker Sinntitel. Ich erblickte ihn zuerst in Miniatur auf den Bürgergebäuden des einstigen Spielhits Anno 1602, nachdem ich darauf aufmerksam wurde auch als Info in den Dateien des grandiosen Soundtracks zu diesem Computerspiel. Nicht nur den Soundtrack, sondern auch das Motto fand ich sehr schön, vielleicht ein stilles Zeugnis des Glaubens eines kreativen Menschens. Vielleicht wandelte der Komponist aber auch einfach auf den Spuren Bachs.

Wie auch immer: Kunst ist letztlich dann sinntragend, wenn sie nicht dem Kommerz oder narzistischen Selbstverherrlichungen dient, sondern auf etwas Anderes verweist. Dann dient sie im romantischen Sinne, frei nach Novalis, auch zur Poetisierung der Welt. Da Ideen als Fetische fragwürdig sind, ist gute Kunst oft spirituell und hier scheint mir auch heute noch der kulturelle Platz von Religion zu liegen, auch wenn man immer anmerken muss, dass Ästhetik und Spiritualität nicht das gleiche sind. Mir persönlich ist es wichtig, kreative Tätigkeiten als Teilhabe am Schöpfungsauftrag zu begreifen, weshalb ich mich immer wieder auch an religiösen Themen versuche (wobei es meist bei experimentellen Umsetzungen bleibt).

Für den letzten von mir komponierten Titel von 2025 scheint mir ein „Gloria“ daher angemessen. Bei dessen Konzeption wollte ich Stilelemente aus Gabriel Faurés Requiem mit den markanten Basslinien von modernen Komponisten wie David Richter oder Peter Gregson kombinieren. Auch ist vielleicht wichtig, dass der Titel Programmmusik ist – in der fiktiven Welt meines Computerspieles „Snowangel III“ wird er beim Happy Ending von Engeln gesungen. Wie es sich für Engel gehört, schwingen Flügel, verkörpert durch Streicher, und es sind auch Harfen zu hören.

Engel sind durchaus sehr empathische Wesen, aber zeitlos, daher wird das Gloria von ihnen grundsätzlich ohne Melodie und auf einer monotonalen Linie intoniert. Die Illusion einer Melodie ergibt sich aus der Basslinie – das ganze Stück ist mal wieder als Ostinato-Variation konzipiert (was nicht sehr anspruchsvoll ist, aber letztlich immer wieder erstaunlich gut funktioniert). Damit die Länge des Tracks mit 2:45 min noch im Rahmen bleibt, wurde nicht der ganze Text aus dem Rituale Romanum vertont, sondern nur die ersten sieben Verse:

Gloria in excelsis Deo
et in terra pax hominibus bonae voluntatis.
Laudamus te.
Benedicimus te.
Adoramus te.
Glorificamus te.
Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam.

Dabei nutzen die virtuellen Chorstimmen einen leicht italienischen Akzent, in Vers zwei wird die Silbe „bona-e“ aufgeteilt, damit es noch etwas persistierender klingt. Der Track soll durchaus etwas zu sphärisch klerikal klingen, damit der Kontrast zu den „säkularen“ Jazz-Titeln im Soundtrack von „Snow Angel III“ noch etwas eklatanter ausfällt. Insofern bildet der daraufhin folgende Jazztitel „What can we learn from this?“ den Konterpart. Er bleibt auch der Schlusstitel im Soundtrack des Spiels, weil wir Menschen in der Welt leben und nicht als Engel im Himmel. In der Linie unseres individuellen Lebens sind wir allerdings auf das Transzendente hin geordnet – weshalb das „Gloria“ gut als Jahresschlusskomposition passt.

Über Martin Dühning 1641 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.

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