Juniland

An manchen Sonntagen, wenn anderorts Fußball läuft und nicht zu viele Flugzeuge unterwegs sind, kann man in der freien Landschaft geradezu idyllische Momente erleben (Foto: Martin Dühning).
An manchen Sonntagen, wenn anderorts Fußball läuft und nicht zu viele Flugzeuge unterwegs sind, kann man in der freien Landschaft geradezu idyllische Momente erleben (Foto: Martin Dühning).

Kaum ein Monat, finde ich, ist schöner als Juni: Licht, blumig, warm. Besonders, wenn man sich für ihn einmal wirklich die Zeit nehmen kann.

Im Juni wirkt die Klettgaulandschaft viel weiträumiger und weltoffener als sonst. (Foto: Martin Dühning)
Im Juni wirkt die Klettgaulandschaft viel weiträumiger und weltoffener als sonst. (Foto: Martin Dühning)

Wenn die Vögel schon früh ihr Morgenkonzert beginnen und die Sonne bereits um 5 Uhr ihr Stelldichein gibt, wenn im Garten die Rosen in voller Blütenpracht stehen, wenn in der Flur lindgrün grün kleine Meere von Roggen und Gerste wogen, wenn die Linden blühen, die ersten goldenen Ährentupfen sich auf den Feldern zeigen und aus dem satten, oft dunkel wolkenschweren Maihimmel ein kernig blaues Wolkenfeld wird – dann ist Juni.

Juni ist auch der Monat, in dem die Rosen (noch) in voller Blüte stehen (Foto: Martin Dühning).
Juni ist auch der Monat, in dem mannigfaltig die Rosen (noch) in voller Blüte stehen (Foto: Martin Dühning).
Die lichte Junisonne bringt die kernigen Blütenfarben besonders gut zur Geltung (Foto: Martin Dühning).
Die lichte Junisonne bringt die kernigen Blütenfarben besonders gut zur Geltung (Foto: Martin Dühning).

Juni empfinde ich als einen der schönsten Monate im Jahr, doch arbeitstechnisch hat man sonst keine Freude an ihm. Dieses Jahr aber, das ein freies ist, konnte ich ihn erstmals seit langer Zeit wieder genießen. Sowohl die Regentage, wenn das Wasser geradezu lyrisch tröpfelt in eine wirklich lebendig grüne Welt, als auch die ersten heißen Sommertage, die es im Klettgau diesmal schon zu Pfingsten gab. Überhaupt ist der Klettgau hauptsächlich im Frühsommer schön, wenn sich die öden Hochnebel längst verzogen haben und die Maismonokulturen noch nicht überall die Sicht rauben.

Ähren mit Kamille strecken sich dem sanften Mittagslicht entgegen (Foto: Martin Dühning).
Ähren mit Kamille strecken sich dem sanften Mittagslicht entgegen (Foto: Martin Dühning).

Wenn am Himmel vor lauter weißen Bauschwölkchen die vielen Flugzeuge leicht zu übersehen sind und das vereinigte Vogelkonzert den Fluglärm sogar zeitweilig überdeckt. Dann sind auch die Menschen hier viel fröhlicher drauf, lächeln und witzeln, grüßen beim Vorübergehen und sind nicht so verkniffen wie sonst. Es ist aber auch Partysaison.

An manchen Sonntagen, wenn anderorts Fußball läuft und nicht zu viele Flugzeuge unterwegs sind, kann man in der freien Landschaft geradezu idyllische Momente erleben (Foto: Martin Dühning).
An manchen Sonntagen, wenn anderorts Fußball läuft und nicht zu viele Flugzeuge unterwegs sind, kann man in der freien Landschaft geradezu idyllische Momente erleben (Foto: Martin Dühning).

Wie immer, wenn die Masse gebannt aus Gründen eines kleinen Balles vor ihren Fernsehschirmen sitzt und die Bundesstraßen daher zur Abwechslung mal leer sind, ist es draußen besonders schön. Schon vor Jahren, bei der letzten WM, konnte ich wundervolle Abendhimmel fotografieren, die außer mir wahrscheinlich kaum jemand bemerkt haben dürfte. Dieses Jahr ist aber wieder eines der grünen Getreideseen in Farben, wie ich sie davor zuletzt 2003 wahrnahm.

Mit der Wahrnehmung ist es eine eindeutige Sache: Sie ist weniger eine Frage der Optik, sondern eine von Zeit und Stimmung. Es gilt daher, den rechten Augenblick einzufangen. Und im Monat Juni gibt es davon mehr als sonst im ganzen Jahr.

Über Martin Dühning 1420 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.