Gesetze des Wandels…

Kraft der Gedanken... (Foto: Ali Pazani via Pexels)
Kraft der Gedanken... (Foto: Ali Pazani via Pexels)

Geht etwas verloren in dieser Welt, so wird es durch etwas synergetisch Gleichwertiges ersetzt. Das scheint ein allgemeines Grundgesetz zu sein.

11 Hypothesen zum Wandel

Die Welt ist im Wandel, immer, doch dieser vollzieht sich nicht ganz so chaotisch, wie manche meinen, da es gewisse Regelmäßigkeiten gibt, die sich beobachten lassen:

  1. Energieerhaltung: Für alles, was verloren geht, kommt wieder etwas Neues hinzu. Dies ist aber weder an Blut gebunden, noch an irgendwelche Ideale, gleichwohl herrscht eine gewisse …
  2. Gleichwertigkeit: Verluste kompensieren sich dadurch, dass die Lücke aufgefüllt wird durch eine passende, gleichwertige Kraft. Für einen verlorenen guten Menschen tritt ein neuer guter Mensch ins Licht, für einen gestürzten Tyrannen ein neuer Tyrann, denn der Verlust eines der Teile unterbricht nicht den …
  3. Kreislauf der (ethischen) Kausalität: Grundlegende Kräfte verändern sich nicht abrupt allein durch den Wandel der Einzelteile oder einzelner Individuen. Deshalb genügt es auch nicht, abzuwarten, um einen Teufelskreislauf zu unterbrechen – dieser erhält sich nämlich selbst. Dennoch bieten Unterbrechungen die …
  4. Möglichkeit zur Abwandlung: Jedes Individuum ist für sich einzigartig, das was die Lücke füllt wird sich daher niemals ganz in das Vorhandene einfügen – darin besteht die Chance zum Wandel. Denn wenn auch einzelne Elemente einen Kreislauf nie zum Erliegen bringen, wenn sie fehlen oder ersetzt werden, so findet ein unmerklicher Wandel der Kräfte statt, jedesmal, wenn sich eine Einzelkraft ändert, allerdings nicht sofort wegen der …
  5. Trägheit: Ein funktionierendes System bleibt auch bei Verlust einiger tragender Kräfte zeitweilig stabil, da das Umfeld zunächst noch eine Weile weiter so agiert, wie es vor dem Entstehen der Lücke angemessen war. Allerdings gibt es langfristig zwangsläufig …
  6. Festigung oder Wandel: Nach einer Systemkrise stabiliert sich ein System nach einer Weile wieder aus sich selbst heraus oder durch das Eintreten externer Faktoren, sofern ein Gleichgewicht der Kräfte eingetreten ist. Geschieht dies nicht, beispielsweise, weil die Lücke absichtlich nicht gefüllt wird, bleibt das System so lange fragmentarisch, bis die Lücke adäquat gefüllt wurde. Sofern ein System dauerhaft daran gehindert wird, sich selbst zu ergänzen, kippt es irgendwann früher oder später.
  7. Kippelemente: Ein System ändert sich grundlegend dann, wenn das Gleichgewicht der Kräfte kippt – das ist nicht notwendigerweise sofort der Fall, wenn Einzelteile ausgetauscht werden, aber genau dann, wenn die Gesamtkraft so umverteilt ist, dass sich die Richtung der Kräfte des Gesamtgefüges ändert. Das Umkippen erfolgt nicht durch die Lücke selbst, sondern durch die Veränderung der verbleibenden Vektoren um die entstandene Lücke. Dabei gibt es …
  8. Chaotische Phasen: Kippt ein althergebrachtes System, so tritt nicht sofort eine neue, stabile Ordnung ein, sondern es kommen nacheinander unterschiedliche Einzelkräfte verstärkt zum Tragen, die vorher von der verlorenen Einzelkraft blockiert wurden. Daher folgt meist eine Phase verstärkter Richtungswechsel, bis sich das System wieder stabiliert.
  9. Makrokosmische Integriertheit: Ein System steht als Mikrokosmos nicht solitär für sich, sondern ist in ein größeres System von externen Entitäten eingebunden. Veränderungen im System wirken sich auch auf umliegende Systeme aus, die, mit zeitlicher Verzögerung, ebenfalls darauf reagieren. Externe Faktoren sind deshalb besonders in Phasen des Wandels zu berücksichtigen.
  10. Verlust der Integrität: Ein gekipptes, sich wandelndes System verliert scheinbar an Integrität für externe Beobachter. Daher wird es verstärkt hinterfragt. In Wandelphasen besteht daher die Gefahr externer Eingriffe in das System.
  11. Zeit für Wandel: Orientierungsphasen in destabilisierten Systemen bieten positiv betrachtet aber auch die Möglichkeit, ohne allzu großen Kraftaufwand ein System zu reformieren. Im Unterschied zu einem festgefügten System werden in destabilisierten Systemen Veränderungen nämlich nicht notwendig als Angriff auf das System angesehen, sondern – bei entsprechender Haltung – sogar als Hilfe. Will man ein ungerechtes oder korruptes System angehen ohne große Verluste und Beschädigungen dann ist genau dies der richtige Zeitpunkt.

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Über Martin Dühning 1438 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.