Wir schreiben das Jahr 604 a. C. nach dem Zentralkalender, es ist Hochsommer in Südninda und wir haben Vizekönigin Luisa Amiratu für ein sommerliches Interview besucht.
Anastratin.de: Frau Vizekönigin, wie ist es Ihnen seit unserem letzten Interview ergangen?
Luisa Amiratu: Wir hatten gut zu tun und einige Feste zu feiern. In Nitramien konnten wir das 600jährige Bestehen unseres Staates feiern und ich mein 100jähriges Thronjubiläum, zudem feierten die Altdunier ihr 1080. Jubiläum, was auf ganz Ninda seinesgleichen sucht. Es war ein großes und bedeutendes Fest. Zuletzt konnten wir vor einigen Tagen wieder das Sternschnuppenfest begehen. Gleichzeitig haben wir sehr viel zu tun, denn fast überall in Ninda wird derzeit gebaut und umgebaut. Die Arbeiten an der Festung Cair Castanejis sind immer noch im Gange, Farmville müssten wir auch renovieren und in Ventadorn findet gerade die Zentralinventur statt. Die Erneuerung der ottonischen Festungsanlagen soll auch demnächst starten.
Anastratin.de: Gute Grenzanlagen scheinen wohl leider nötig zu sein. Außenpolitisch gab es zuletzt wieder Ärger mit den Lesser Bryn. Besorgt sie das?
Luisa Amiratu: Nun, natürlich macht mir das Sorgen. Eigentlich hatten wir ja gehofft, dass es besser wird. Wir sind ein friedliebendes Volk und wollen eigentlich einfach nur in Ruhe kreativ sein und unsere schöne Natur genießen. Doch neidische Mindergeister wollen uns dies nicht gönnen, konfrontieren uns mit Schikane, Pöbeleien und Beleidigungen, die nur zeigen, dass diese Leute nicht wirklich verstehen, was sie damit anrichten, Unholde, die bloß Streit suchen, damit sie sich selbst wichtiger dadurch fühlen können. Man kann natürlich schon eine solche Politik betreiben, allerdings hat so etwas Konsequenzen, denn es hinterlässt einen immens schlechten Eindruck, und das nicht nur in Nitramien. Auch wir haben den Kontakt mit diesen Leuten daher inzwischen abgebrochen, zumal sich mir persönlich doch zunehmend der Verdacht aufdrängt, dass diese Quälgeister, so wie sie sich ihren Mitmenschen gegenüber verhalten, wahrscheinlich schlichtweg geisteskrank sind. Aber wie auch immer: Die einzige passende Antwort auf Taktlosigkeit und Pöbeleien ist Distanz. Jedes andere Verhalten wäre unter unserer Würde. Wenn man respektlos behandelt wird, hilft nur, größtmöglichen Abstand aufzubauen: Am besten, sie meiden solche Leute ganz und auch alle, die mit ihnen zu tun haben. Darum haben wir die Grenzregionen weitgehend geräumt. Dass das nötig war, ist allerdings sehr ärgerlich für uns und wie gesagt, es wird noch Konsequenzen haben. Wir Nitramier nehmen es sehr persönlich, wenn man unsere Nationalparks angreift. Allerdings ist mein Amt ein ziviles und Außenpolitik überlasse ich dem Kaiser und seinen Legaten. Daher möchte ich mich nicht weiter dazu äußern.
Anastratin.de: Wie sieht es denn innenpolitisch aus in Südninda?
Luisa Amiratu: Was die Innenpolitik angeht, bin ich sehr zufrieden, auch wirtschaftlich haben wir das Soll der Saison schon weitgehend erfüllt. Wir haben sehr viel Marmelade hergestellt und fast alles wurde bereits für unsere Verbündeten als Handelsgut veräußert. Besonders beliebt waren unsere neuen Marmeladesorten: Kumquat, Kiwi und besonders die Mispelmarmelade. Blaubeeren hatten wir in diesem Sommer allerdings nur wenige und die Preiselbeerbüsche sind vertrocknet. Aus Verdenz erhalten wir jeden Tag wunderbare Tomaten, mit denen wir ganz Ninda beliefern können und jede Woche gibt es auch neue Zucchini und Paprika aus Nova Valentia. Es steht nun noch in ein paar Wochen die Apfelernte an und wir hoffen natürlich wieder auf eine gute Rotapfelernte. Und vielleicht gibt es im Herbst sogar wieder „das Gold von Ninda“, Quitten. Wir werden sehen. Shae und ihre Leute arbeiten auch an den Buntglasfenstern für Schloss Husevie in Veamoris – und an ein paar repräsentativen Möbeln im Feenwald-Stil. Auch ich bin da sehr gespannt, wie es wird.
Anastratin.de: Der Handel mit Kunstgütern ging zuletzt wieder zurück. Wollen Sie hier stärker investieren?
Luisa Amiratu: Wir haben durchaus Einiges zuwege gebracht: Sehr regelmäßig veröffentlichen unsere Künstler neue musikalische und bildnerische Arbeiten! Kunst ist aber nicht in erster Linie ein Handelsgut, sondern ein Lebensausdruck. Daher kann man es nicht erzwingen – man kann nur Räume schaffen, in denen Kunst und Kultur gedeihen können. So ausgelastet, wie unsere Flotten und die Nationalgarde derzeit sind und zumal bei diesen sehr heißen Temperaturen halte ich es für geboten, es einmal ruhiger angehen zu lassen. Es ist derzeit die Zeit der „ruhenden Erde“, eigentlich eine spätsommerliche Zeit der Besinnung und Spiritualität. Kunst entsteht in Nitramien auch gerade dadurch, dass man mal seine Gedanken und Empfindungen schweifen lassen kann und die kosmischen Begebenheiten betrachtet, beispielsweise die Sterne, das Rauschen von Blättern im Wind und die Wolken am noch sehr blauen Augusthimmel. Ich persönlich genieße das. Wir haben dafür in Cair Castanejis auch ein kleines neues Observatorium gebaut. Kara und ich waren neulich auch wieder auf einer Pilgerfahrt ins weit entfernte altemolanische Heiligtum von Balterswyla. Wir haben dort auch einige Bittkerzen angezündet und natürlich für Kaiserin Ilse gebetet. Mit ihr hat die Welt leider wieder einen guten Geist weniger, dabei könnten wir mehr brauchen. Sie war eine Friedensstifterin und Brückebauern und eine Seele, die heilen und versöhnen konnte. Für mich zählt sie zu den ganz Großen!
Anastratin.de: Der Föderale Rat hat die Erneuerung des Meridian-Systemes beschlossen – versprechen Sie sich davon Vorteile auch für Südninda?
Luisa Amiratu: Ich kam eigentlich auch mit dem alten Computersystem gut zurecht, aber eine Erneuerung war wohl fällig. Immerhin ist Technik ein wichtiges Exportgut der Neu-Nitramischen Konföderation. Außerdem sollen die neuen Systeme Energie sparen. Das ist immer gut. Wichtiger für mich war aber die Zentralinventur, die im Zuge dessen durchgeführt wurde. Die kaiserlichen Revisoren haben doch einige Mittel freigemacht, die nun auch den Provinzen zugute kommen. Wir tun hier in Südninda ja, was wir können, aber mit unseren eher bescheidenen Handelsgütern können wir kaum aufwiegen, was die größeren Urbanen Industrien in Nitramien, auch in Ventadorn, produzieren – und dafür sind aktuelle Systeme notwendig.
Anastratin.de: Frau Amiratu, Sie sind inzwischen seit 104 Jahren Vizekönigin von Südninda. Denken Sie inzwischen an Ruhestand?
Luisa Amiratu: Nein, aktuell gibt es für mich eigentlich noch viel zu viel zu tun als dass ich an so etwas wie Ruhestand denken würde. Allerdings werden wir in Kürze, also Kara, Ninifee, Nuri und ich, ein bisschen Ferien in Azurea machen, so wie immer am Ende des Sommers. Wegen der Bauarbeiten, die derzeit in den Vereinigten Provinzen laufen, werde ich dort aber auf Abruf Ferien machen, damit ich, sollte es notwendig werden, meinen vizeköniglichen Verpflichtungen nachkommen kann. Ich freue mich schon sehr darauf, wenn die Stadt Cair Castanejis endlich fertiggestellt ist. Die Nationalgarde arbeitet dort ja mit Hochdruck daran. Wünschen Sie uns Glück und Erfolg, damit es gelingt!
Anastratin.de: Natürlich wünschen wir Ihnen dafür Alles Gute – und auch schöne Ferien, Frau Vizekönigin!
Das Gespräch führte Nils Kawomba.
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