Wandel der KGT-Kultur?

Wenn man als SMV-Vertreter oder engagierter Schüler in den letzten paar Jahren eine Aktion starten wollte, hatte man es schwer: Es war immer schon mindestens ein Lehrer da, der eine ähnliche Aktion veranstaltete oder der das Rad einfach neu erfand und sein eigenes Ding drehte.

Heraus kamen dann Events, die sich oft zu ähnlich waren und damit gegenseitig das Wasser abgruben. Kein noch so gut gewillter Mensch konnte das alles besuchen. Da nutzte es der SMV auch nichts, dass sie die Ideen oft zuerst hatte (z. B. bei Rampensau und Vortragsabend) – geballte Lehrermacht setzte ihre (manchmal verdächtig parallelen) Ideen frech auch nachträglich um, teils auch gegen der Willen der Schülerschaft. So blieben der SMV nur ihre Partys, womit sie aber zunehmend gegen eine außerschulische Profikonkurrenz ankämpft, gegen die sie letztlich keine Chance hat. Gegen Profi-Lounges mit Profi-DJs, Profi-Einrichtung und Profi-Alkohol hat man noch weniger Chancen als bei sturen Lehrkräften. Da wird auch ein „Glühweinstand“ nicht viel Besserung bringen. (Muss Alkohol an der Schule überhaupt sein?)

Das KGT zeichnet sich, wie gerne beschworen wird, durch seine Veranstaltungskultur aus und ohne Lehrer gibt es keine Schulveranstaltungen. So könnte man glauben, dass im Jahr des großen Lehrermangels Veranstaltungsebbe herrscht. Schließlich haben viele bekannte Aktionsmacher die Schule verlassen oder haben sich inzwischen völlig verbraucht. Dem ist aber nicht so: Hand-in-Hand-Lauf, Amnesty-Aktion, die jüdische Woche, diverse kleine Klassenaktionen und einige neue oder erneuerte Projekte der SMV (z. B. Vernissage, das Schulball-Experiment im Sommer oder die Reform der Nikolausaktion) zeigen, dass derzeit viel Neues entsteht, teilweise auch viel Besseres. Neu ist oft, dass die Projekte endlich nicht mehr nur das Rad neu erfinden und tatmächtige KGT-Lehrer im eigenen Saft schmurgeln, sondern dass man über den Zaun der Schule hinweg mit anderen Kräften, teils sogar gleichberechtigt zusammenarbeitet. Damit kommen plötzlich auch Instanzen zum Zuge, die früher nie eine Chance hatten. Es geht dann oft nicht mehr nur um das Prestige einer Lehrerfachschaft oder um Party, sondern endlich auch wieder um das Gemeinwohl. Mangels Kraft muss man sich mit anderen zusammenschließen. Es geht nicht mehr alles, sondern nur noch das, was Sinn macht.

Not macht eben erfinderisch – das hat manchmal auch seine guten Seiten. Die Frage ist allerdings, ob man das am Klettgau-Gymnasium auch geeignet realisiert oder wieder einmal mehr nur als „Provisorium“ abqualifiziert. Dieses böse Wort diente ja schon in der Vergangenheit dazu, manch gute Idee öffentlich zu entwerten und motivierte Zeitgenossen innerlich abzutöten und von der Schule zu vertreiben.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.