Christus mansionem benedictat

Nun sind sie wieder unterwegs, die Sternsinger. Heutzutage steht dabei bei den Veranstaltern oft die Spendenaktion im Vordergrund, dabei übersieht man aber, dass früher – und übrigens für viele Christen auch heute noch – der Sternsingersegen mindestens ebenso wichtig bei der Sache ist.

Drei kleine Niarts-Sternsinger
Drei kleine Niarts-Sternsinger. Im realen Leben bei uns in Lauchringen sind die Sternsinger meist zu viert, drei Könige und ein Sternträger. In der 3D-Version habe ich auf den separaten 3D-Sternträger verzichtet, weil ich nicht noch extra deswegen eine Ministrantenkutte schnitzen wollte.

Dass Kinder bettelnd an Türen klingeln ist seit der künstlichen Installation des Halloween-Konsumevents ja leider keine Besonderheit mehr. Die Bettelei geht sicher vielen braven „Normalbürgern“ auf die Nerven, sodass sie sogar manch Satiremeldung richtig ernst nehmen dürften. Wer weiß, wo die Sternsinger 2014 überall abgewiesen werden – das gab es übrigens schon in meiner Kindheit, vor mehr als 20 Jahren, als schon damals manche Hausbesitzer uns Ministranten gegenüber ruppig oder sogar boshaft wurden, was ich ihnen fallweise durchaus bis heute nicht vergessen habe.

Allerdings habe ich auch den Segen nicht vergessen, den die Sternsinger den Menschen bringen sollen. Heute hat man sich auf die massenkompatible Formel „20 * C + M + B + 14“ geeinigt, dabei stehen die drei Buchstaben C, M, B für „Christus mansionem benedictat“ („Christus segne dieses Haus“), älter ist wohl noch die Version mit K für „Kyrios“, was dann mit dem traditionellen Haussegen „Der Herr segne dieses Haus“ übereinstimmt. Volkstümlich standen bzw. stehen die drei Buchstaben auch für die traditionellen Namen der „heiligen drei Könige“, Kasper, Melchior und Balthasar. (Man nimmt kirchlicherseits heute von dieser Interpretation Abstand, weil weder die Dreizahl, noch die Namen der Weisen biblisch sind.) Ich kann mich noch trübe daran erinnern, dass die umrahmenden Jahreszahlen mal in römischer Schrift geschrieben wurden, was aber wohl aufgegeben wurde, weil heute kaum jemand die römischen Ziffern beherrscht. Der Stern symbolisiert, so sagt man, den Stern von Bethlehem, die drei Kreuze die Dreifaltigkeit, zumindest in der von der Sternsingeraktion empfohlenen Standardfassung. Traditionell bei uns gängig ist und war aber auch die Version „20 * C + M + B * 14“.

Ein solcher mit geweihter Kreide an die Haustür angebrachter Segen ist weitaus mehr als nur ein frommer Spruch. Er gilt bis heute vielen als atropäisches Mittel, also als etwas, dass Unheil abwehrt und Heil bringt. Es ist ein echter Segen. Man mag das als Aberglauben abtun, übersieht dann allerdings, was menschliche Worten bis heute für eine Kraft innewohnt, wenn sie gesprochen, aber auch, wenn sie von der richtigen Instanz geschrieben werden. Wenn Religionen eine Heilskraft innewohnt, dann ist das Spenden von Segen für Religionsgemeinschaften mindestens ebenso wichtig wie Hilfsaktionen. Insofern möchte ich diesen Segen auch heute nicht missen und freue mich als Erwachsener immer, wenn die Sternsinger vorbeikommen. Sicher auch, weil hier endlich mal Kinder und Jugendliche nicht für sich, sondern für Andere sammeln (ganz anders als bei unseren heutigen Konsumevents), aber ich freue mich eben auch, weil es den Segen gibt.

Und wenn sich Kirche als Segensspenderin sonst eher aus dem Leben zurückzieht, angeblich, weil es an Priestern mangelt, dann ist mir dieser präsente Segen umso wichtiger.

Über Martin Dühning 1428 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.