Traumhafte Wasserfarben

Die 48 Farben des großen A. Gallo Wasserfarbkastens (Foto: Martin Dühning)
Die 48 Farben des großen A. Gallo Wasserfarbkastens (Foto: Martin Dühning)

Es gibt in Assisi ein kleines Familienunternehmen, das in Handarbeit und nach traditionellen Rezepten mit Honig, Gummi arabicum, Rosmarinöl und auserwählten Pigmenten wundervolle Wasserfarben herstellt: A. Gallo.

Bei Liebhabern hat sich A. Gallo längst einen Namen gemacht, sodass die Wasserfarben in der Regel sofort ausverkauft sind, sobald es wieder neue gibt. Daher war ich etwas erstaunt, dass es auf Anhieb geklappt hatte, als ich mir zum Geburtstag den mondänen Wasserfarbkasten mit 48 Farben bestellt hatte.

Eigentlich hatte ich vor, diesen royalen Farbkasten für den Zeitpunkt aufzusparen, an dem ich die Wasserfarbe wirklich resolut gemeistert haben würde. Allerdings ging es mit meiner Gesundheit in den letzten Monaten und Wochen dermaßen rapide bergab, dass ich ihn lieber jetzt eröffne, bevor es vielleicht zu spät ist. Trinitatis ist auch ein schöner Termin für die Kunst, insofern ist das sehr passend.

Der 48 Farben Aquarellkasten von A. Gallo (Foto: Martin Dühning)
Der 48 Farben Aquarellkasten von A. Gallo (Foto: Martin Dühning)

Der Farbkasten selbst kommt sehr wertig daher mit einer Stofftasche, einem sehr stilvollen Papierettikett – auch die einzelnen Farben sind zunächst sehr hübsch einzeln verpackt. Wenn man die Verpackung entfernt, haben die 1/2 Näpfchen im Farbkasten allerdings recht viel Luft, sodass man in die einzelnen Reihen fast noch ein 13. Farbkästchen einfügen könnte. Dennoch lässt sich die Halterung so einstellen, dass sie halten.

Beigegeben ist auch noch ein sehr wertiger Aquarellpinsel von Tintoretto.

Die Farben selbst sind, entsprechend dem hohen Preis, sehr wertig. Obwohl auf Honigbasis hergestellt, zerfließen sie sehr viel besser als die ähnlich hergestellten WhiteNights. Die besten Ergebnisse, auch farblich, bekommt man mit dem von A. Gallo mitgelieferten Papier (z. B. der Farbchart), aber auch auf günstigerem Papier zerfließen die Farben sehr gut.

Die Farben von A. Gallo auf preisgünstigerem Aquarellpapier (Foto: Martin Dühning)
Die Farben von A. Gallo auf preisgünstigerem Aquarellpapier (Foto: Martin Dühning)

Was die einzelnen Farben angeht, sind sie wohl auf italienische Landschaften und Blumen abgestimmt. So lässt sich erklären, dass Cerulean Blue (Himmelblau) sehr viel dunkler und intensiver ausfällt als gewohnt, oder, dass die Palette sehr viele Grün- und Erdtöne enthält. Damit lässt sich schon in der Standardausführung sehr viel besser arbeiten als bei den WhiteNights, die mich bei den mitgelieferten Grüntönen eher enttäuscht haben. Anders als gewohnt fällt Indian Yellow aus, das eher in Richtung Orange tendiert, Rot- und Violett-Töne sind sehr hübsch, praktisch ist auch, dass Potter’s Pink gleich mit im Sortiment ist. Ein besonderes Hightlight sind die zarten, hellen Blautöne Aquamarine, Teal Blue und besonders Copper Blue, mit denen man sicher sehr schöne Strände oder Unterwasserbilder malen kann. Eher enttäuscht hat mich Lapis Lazuli, nicht, weil die Farbe nicht schön wäre, sondern eher, weil sie etwas blass und normal wirkt dafür, dass es sich um eine legendäre echte Edelsteinfarbe handelt. An Ultramarine kommt es jedenfalls bei weitem nicht heran.

Die elf Grüntöne sind wie gesagt auf Anhieb sehr bezaubernd, es ist alles dabei, was man für Landschafts- oder Blumenmalerei benötigt. Olive Green Red ist nicht nur granulierend, sondern zerläuft auch in verschiedene Unterfarben, was sehr interessante Effekte ermöglicht, wie man sie sonst nur von den Spezialfarben von Schmincke oder Daniel Smith kennt. Auch die elf Erd- bzw. Brauntöne zeigen, dass man bei A. Gallo versteht, mit Ocker-, Siena und Umbra umzugehen, wovon es einige sehr interessante Varianten wie „Morrocan Ochre“, „Castile Orange“, „Ercolano Red“ oder „Sartorio Red“ gibt.

Bei meiner Bestellung mitgeliefert wurde noch ein Lab Sample „Spring Green“, was in etwa dem „Warm Green“ von den White Nights entspricht, außer, dass es nicht deckend ist und ein Rabattgutschein für den nächsten Einkauf.

 

Über Martin Dühning 1519 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.