Einst war ein mächtiger Zauberer, der mancherlei Kunststücke zuwege brachte und gerüchteweise sogar dazu in der Lage, ganze kleine Welten zu erschaffen. Doch überliefert von ihm ist weniges, nichtiges, letztlich: nichts Wesentliches, leider.
Denn solche Magiermeister sind selten die Protagonisten in der Welt, dazu sind sie narrativ nicht ergiebig genug. Ein Magier würde das narrative Konstrukt durchschauen, ein kompetenter Magier ruiniert jede Geschichte schon im Ansatz, da er für alles schon einen passenden Zauberspruch parat hat – und solche Geschichten, die schon auf der ersten Seite zu einem vorschnellen Abschluss kommen, interessieren niemanden. Deshalb sind die Magiermeister in den meisten Romanen, Erzählungen und Novellen auch nur Randfiguren, stützende, oft altersschwache Mentoren, die vom Erzähler auch sonst mit allerlei künstlichen Hindernissen belegt werden, damit sie sich nicht zu sehr in die Story einmischen. Wenn sie denn überhaupt mächtig werden, dann als Gegner der Helden.
Der Magiermeister aus unserer Geschichte hat deshalb keine. Wissend und sich seiner allseits bewusst handelte er nicht, was der Handlung nicht zugute kommt. Freilich: Er besaß mehrere Zauberringe, so sagt man, die ihm mancherlei Wünsche erfüllen konnten, weite Dimensionen überschreitende Reisemäntel, Zukunft verheißende Kristallkugeln, eine ganze Bibliothek von Grimoires mit clandestinen Sinnsprüchen. Er gebot über die Mächte von Raum und Zeit und und verfügte frei über das Wissen alternativer Welten, bevor man er sich, wie man sagt, eines schönen Tages in Waldluft aufgelöst habe, einfach so. Das taugt nicht viel für große Bücher und deshalb musste man sich den Namen auch nicht wirklich merken, wie bei manch anderen großen Meistern der geheimen Künste.
Ich frage mich oft, wie viele solch stille Meister gewesen sind, derer wir uns heute so gar nicht mehr erinnern, obwohl es vielleicht interessant wäre und vielleicht ethisch sinnvoller, würden eben wir nicht nur die großen Weltenzerstörer memorieren, sondern auch einmal die kreativen Erschaffer. Doch grandios Schwert schwingende Generäle und kriegslüsterne Könige, diese Helden der Blutlust – alles stumpfe Zerstörer – sind eben titanischere Akteure als stille sinnierend werkelnde Meister. Auch scheuen sich Menschen über solche zu berichten, die innerlich größer sind als sie selbst, ruhend, sinnierend und unverstanden aufgrund einer komplexen Balance, die nach außen hin letztlich unverstanden bleibt. Obwohl, ein stille sinnierender Leser wäre vielleicht weitaus kundig genug zu erahnen, was dahinter liegt, hinter der Matrix aus Zauberzeichen. Denn wahre Leserschaft birgt in sich auch das Potential zu wahrer Magie.
Doch das ist ein anderes Thema, über das vielleicht in noch unentfaltenden Büchern verhandelt wird.









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