Gedanken über das Böse

Das Böse, sagt man, ist das, was weniger gut ist, also unvollkommen. Doch das trifft es nicht ganz. Der Urgrund des Bösen liegt vielleicht sogar in unserem Bemühen verborgen, perfekt sein zu wollen. Perfektion erhebt sich über andere, und das ist letztlich Hybris. Hybris aber ist das erste aller Laster und die Mutter vieler Verfehlungen.

Das Gute liegt nicht darin, schön, machtvoll oder makellos zu sein oder sonst irgendwie besser als die Anderen. Das Gute liegt darin, mit dem Kosmos in allen seinen Teilen eins zu werden, egal wie sie beschaffen sind und gerade auch dann, wenn sie unvollkommen und schwach sind. Dazu nötig wäre eine vollkommene Liebe, die alles umfasst. Aber dazu sind die meisten Menschen nicht fähig.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.