Der Grabstein ist gesetzt, Teil 2

Das Grab von Ursula Dühning im Januar 2020 (Foto: Martin Dühning)
Das Grab von Ursula Dühning im Januar 2020 (Foto: Martin Dühning)

Am Donnerstag, den 16. Januar 2020, etwas mehr als zwei Jahre nach ihrem Tod, konnte der Grabstein von Ursula Dühning gesetzt werden, meiner Mutter.

Jetzt sind es also schon zwei Jahre, seit meine Mutter nicht mehr lebt. Mit ihrem Grabstein endet vielleicht das letzte Kapitel, obwohl, man weiß nie, auch bald sieben Jahre nach ihrem Tod bekommt meine Oma, Sophie Jester, ja noch Briefe zugeschickt und meine Mutter ohnehin fast täglich…

Der Grabstein von Ursula Cäcilia Dühning zumindest, im Gegensatz zu ihren letzten Jahren, wird ihr und ihrer heiteren Natur hoffentlich gerecht. Wir haben ihn aus Ravenna schneiden lassen, jenem Stein, der in Farbe und Maserung immer wieder überraschen kann. Ihrer ist nun in den Rottönen gehalten, die sie zeitlebens so geliebt hat, in Form eines Blattes – und an ihre Gartenliebe erinnert auch das Baumkreuz, das wir haben aufstellen lassen. Möge es immer grünen, selbst dann, wenn wegen des Klimawandels im Klettgau alles verdorrt. Dort wo sie jetzt ruht, direkt gegenüber ihren eigenen Eltern, hat sie nämlich sehr viel Sonne. Und ihr buntes Grab strahlt über manches Grau hinweg, was im grauhausenen Lauchringen nicht nur auf Gräbern gesetzt wird.

Ganz im Gegensatz zu den kantigen Formen der Lauchringer Gegenwart sind die Formen ihres Grabsteines verspielt geschwungen. Es ist vielleicht das einzige Bauwerk, das ich in Lauchringen setzen werde. Durchgeführt hat die Arbeit übrigens Krügle & Höhl, die seinerzeit auch das Grab meiner Großeltern richteten. Es hat sich in beiden Fällen gelohnt, es ist gute Steinmetzarbeit und besonders das Grab meiner Mutter ist, finde ich, richtig schön geworden.

Grabstein von Ursula Dühning mit Baumkreuz (Foto: Martin Dühning)
Grabstein von Ursula Dühning mit Baumkreuz (Foto: Martin Dühning)

Wenn man das Grab der Mutter richtet, denkt man natürlich auch ein wenig an das eigene. Früher hatte ich mir mal vorgenommen, einen hübschen Grabstein zu entwerfen und ein eigenes Requiem zu komponieren. Aber wie die meisten anderen Punkte auf meiner Löffelliste werde ich wohl auch diesen Punkt fallen lassen. Es ist mir weniger wichtig als früher, wie sich mein Andenken macht, ich lebe zunehmend nur noch in der Gegenwart, nicht weiter in der Zukunft. Und was nach meiner Zeit ist, ist letztlich nicht mehr meine Sache. Zumindest in diesem Punkt stimme ich mit Epikur überein.

Nur eines wäre mir sehr wichtig: Ich möchte dereinst KEINESFALLS in Lauchringen beerdigt sein, denn hier weilte ich schon viel zu lange, in Lauchringen habe ich mehr gelitten, als gelebt. Wenigstens im Tode wünsche ich mir einen anderen Ort, möglichst weit weg von der dreisten Familie St., der man im Leben hier kaum entfliehen kann. Schön wäre es weit oben im Schwarzwald, oder in einem Hain, unter Föhren, Birken, Kastanien oder Linden, den Bäumen, die ich zeitlebens am meisten geliebt habe. Gerne auch anonym. Denn wer mir im Leben nicht freundschaftlich begegnet ist, der hat auch an meinem Grab nichts zu suchen.

Über Martin Dühning 1438 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.