Was mir kostbar ist

Treasure (Foto: Suzy Hazelwood via Pexels)
Treasure (Foto: Suzy Hazelwood via Pexels)

Wieviel Wert etwas für uns besitzt, ist nicht immer eine Frage des Materials oder der Seltenheit. Die wirklichen Schätze sammelt man im Herzen.

Ich bin, was ich offen zugebe, ein recht eigener Mensch – und habe als solcher zu vielen Dingen meine sehr persönliche Sicht, die nicht immer – oder direkter ausgedrückt: selten – mit dem Mainstream übereinstimmt. So protze ich beispielsweise nicht mit meinem Wohlstand und wenn mir jemand unterlegen ist, lasse ich ihn das auch nicht unbedingt wissen.

So bemisst sich auch, was ich für kostbar erachte, nicht unbedingt am gesellschaftlichen Renommeé einer Sache oder an dessen Seltenheit. Was mir besonders wichtig ist, ist meist eher eine Sache des Herzens und persönlicher Lebenserfahrungen. Darum sammele ich zwar durchaus hübsche Dinge, allerdings eher wie ein Kind, das sich an Farben und Formen erfreut und nicht als ein Vermögenswertesammler, der auf Vollständigkeit oder Raritäten achtet.

Ich liebe die schillernden Farben von Halbedelsteinen und Glasperlen, kleinen bunten Steinen, Murmeln und Muscheln, noch kostbarer ist mir aber das Leuchten und Duften der Blumen, die Freiheit des blauen Himmels ziehe ich künstlichen Ferienlagunen vor. Prestigedenken stößt mich ab. Proletenhafte Statusobjekte ekeln mich an, es ekelt mich an, wenn Leute um mich herum mit Besitzständen protzen. Ich habe mit dem Machbarkeitswahn meiner Nachbarn nie etwas anfangen können. Es muss nicht alles sein, was geht. Besser wäre es, bewusst zu leben. Gleichwohl ist mir, neben diesen ideellen Werten, gute Machart im Alltag durchaus wichtig, was dazu führt, dass ich gut gemachten analogen Werken den Vorzug vor digitalen Industriegütern gebe und insbesondere alles sehr schätze, was eine eigene Geschichte besitzt, welche die meisten meiner Menschen weder sehen, noch verstehen oder selbst imaginieren können: Es muss nicht neu sein, es muss nicht perfekt sein, aber es muss eine Art Seele haben: Meine Schatzkammer gleicht daher eher einer Sammlung von Lebenserfahrungen und Träumen und ihr Wert besteht meistenteils in mir selbst, weshalb sie für alle anderen wertlos, unbedeutend und unverständlich bleibt. Meine Schatzkammer ist ein Dachboden voller Märchen, Legenden und winzigen Lebensabenteuern.

Vielleicht sammle ich so ja eher Schätze im Reich der Ideen als auf dieser Erde, wenngleich die Ideenwelt auch nicht der Himmel ist, denn auch sie kann vergehen. Allerdings nicht so, wie all das, was die Mächtigen der Welt horten und zusammenraffen.

Über Martin Dühning 1518 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.