Eisregen zum Abschied

Das alte Jahr 2008 holte an seinem letzten Tag zu einem letzten Vermiesungsschlag aus und ist doch nun – trotz aller feucht-traurigen Frostigkeit – am Ende, endlich. Der Eisregen pladderte zwar geflissentlich auf die Straßen und vermieste dem Radfahrer die Abendmesse, so wie auch die meisten anderen Leute kaum viel Freude an der Witterung gehabt haben dürften – weder die Autofahrer, noch der Obdachlose um die Ecke in seinem eisregendurchnässtem Zelt. Dennoch, Regen geht vorbei und irgendwann kommt auch besseres Wetter und vielleicht ja auch mal ein glücklicheres Jahr.

Wenn Jahre eine Seele hätte, so wie Lebenwesen, die Seele des Jahres 2008 wäre schwarz, schwarz wie die Nacht mit wenigen Sternlein. Nicht, dass es darin nicht auch gute Dinge gegeben hätte – wir leben ja immerhin noch, wenn auch nicht alle. Während ich dies schreibe versucht mich das erstebende Jahr auch gerade mit süßlichem Weihnachtsschnee wieder zu besänftigen – doch zu spät! Wie so manches Schaltjahr wurde der zusätzliche Tag doch nur für mehr Probleme und Ärger benutzt, ganz zu schweigen von der ganzen Arbeit, die allgemein eher mehr als weniger wurde, im Gegensatz zu unseren Freunden und Helfern. Und Glück und Erfolg – letzteres war 2008 ja vorhanden, sind zwei verschiedene Dinge. Denn wirklich glücklich, das waren wir zu selten, wir Klageweltmeister, und in diesem Jahr gab es auch erstmals Grund zum Klagen, obwohl es 2009, so steht zu befürchten, erst richtig losgehen wird.

Astrologisch gesehen müsste man wohl behaupten, dass sich das Jahr 2008 mutwillig nicht an die doch eigentlich positiven Vorgaben gehalten hat und damit bewies, entweder, dass es kein feststehendes Schicksal gibt, oder, dass auch auf die Sterne kaum noch Verlass ist. Beruflich gesehen gab es zwar deutliche und verlässliche Aufstiege, die aber auch durch korrelierende Abstiege im Bereich der freien Zeit und der Gesundheit erkauft wurden, insgesamt eher ein Missgeschäft, was man vielleicht sogar für alle unsere Redakteure sagen kann. Christlich-religiös gesehen gab es sicher auch schon bessere Jahre, in denen zänkische Provokationen der Amtsträger seltener und gelebter Glaube im Herzen spürbarer waren. Ohne entsprechend verwendbare freie Zeit blieb dann auch die restliche Kultur oft auf der Strecke, sei es in Bild, Wort oder Musik, allen Büchern, Anschaffungen und geschaffenen Werklein zum Trotz – da ging es gegenüber 2007 deutlich abwärts.

Und ansonsten bleibt doch auch nicht so besonders viel positives in unserer kleinen Welt, abgesehen mal davon, dass es insgesamt trotzdem ein schönes und erntereiches Jubiläumsjahr für die Schülerzeitung Phoenix und vielleicht überhaupt das Klettgau-Gymnasium war und dass es seit diesem Jahr im Internet auch die Niarts Anastratin gibt.

Immerhin doch etwas, oder nicht? 😉

Über Martin Dühning 1438 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.