Wikileak-Skandal: Nitramische Regierung „not amused“ über US-Diplomaten

Emblem der Neu-Nitramischen KonföderationDer aktuelle Skandal um die Depeschen der US-Diplomaten auf der Internetplattform „Wikileaks“ zieht weitere Kreise. Die Regierung der Neu-Nitramischen Konföderation zeigte sich merklich pikiert über die brisanten Inhalte. Der amtierende nitramische Außenminister, Persjis Polyphones Cassianopolis, hielt mit seiner tiefen Verärgerung nicht hinter dem Berg: „Wir sind entsetzt, ja zutiefst empört darüber, wie unsere qualifizierten Fachkräfte von den Repräsentanten der Vereinigten Staaten von Nordamerika abklassifiziert wurden!“ – und drohte gar mit möglichen außenpolitischen Konsequenzen.


Besonders beleidigend für die amtierende nitramische Regierung scheint dabei die Tatsache zu sein, dass von den vermutlich über 250.000 Schriftstücken sich KEIN EINZIGES Schriftstück mit dem nitramischen Staat oder einem seiner Repräsenten beschäftigt. „Wir hatten schon Schlimmes befürchtet, aber eine solch vehemente IGNORANZ bezüglich unserer bestens ausgebildeten Diplomaten, Politiker, Künstler und Wissenschaftler hatten wir dann doch nicht erwartet!“ – so Cassianopolis, „Was soll man aber auch von einem Staat erwarten, der seine Politiker aus dem Showgeschäft rekrutiert, demokratische Wahlen als belustigendes Fernsehereignis inszeniert und in dem die Droge Alkohol schon seit fast einem Jahrhundert nicht mehr wirklich verboten ist.“ Dabei hält es der nitramische Außenminister durchaus auch für möglich, dass die schwerwiegenden Versäumnisse auf amerikanischer Seite nicht auf Mutwilligkeit, sondern auf mangelndes Kulturverständnis zurückzuführen sind: „Kaum ein US-Diplomat spricht fließend eine der drei offiziellen Amtssprachen Nitramiens (Tyrillianisch, Valaquendi, Nitramisk), geschweige denn, dass er eines der fünf gängigen Schriftsysteme lesen kann. Und die meisten Amerikaner wissen wahrscheinlich noch nicht mal, wo Nitramien überhaupt liegt.“

Offenbar stattfindende Versuche, die Veröffentlichung der Sachverhalte durch Schädigung der betreffenden Internetplattform zu verhindern, nannte Cassianopolis „halbherzig und wenig zweckmäßig“ und empfahl, stattdessen lieber ein paar Nachhilfestunden in Kryptografie zu nehmen.

Gleichwohl, so Cassianopolis, hege die nitramische Föderationsregierung immerhin die schwindende Hoffnung, dass sich die brisanten Dokumente im Nachhinein vielleicht doch noch als Fälschungen herausstellen oder dass es sich vielleicht um einen Fehler der Wikileaks-Redaktion handelt, sodass die nitramisch-amerikanischen Beziehungen wieder in einem etwas rosigeren Lichte erscheinen.

Laut Angaben des nitramischen Außenministers erwägt die nitramische Regierung, sollten sich die Depeschen dagegen als echt erweisen, wovon nach derzeitiger Aktenlage wohl auszugehen ist, als symbolischen Protest nun, Santa Claus das Einreisevisum zu verweigern und eine weitere Strafsteuer auf Cola-Getränke einzuführen.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.