John Dowland auf historischen Instrumenten

Dank der Instrumentensammlung „ERA – Medieval Legends“ ist das Niarts Symphonieorchester nun um sehr viele historische Instrumente reicher. Wir gruben unseren Schwarm John Downland aus und probierten an Lady Hunsdon’s Puffe einige der altertümlichen Saiteninstrumente aus.

John Dowlands kurzes Stück „Lady Hunsdon’s Almain„, besser bekannt als „Lady Hunsdon’s Puffe“, Werkverzeichnis P 54, eignet sich für eine Umsetzung auf allerlei Saiteninstrumenten sehr gut, da es realiter sowohl auf Tasteninstrumenten, als auch auf Harfen oder einer Zither oder wie im Originalmanuskript vorgesehen auf einer Laute spielbar ist. Der Tonumfang entspricht etwa grob dem einer Gitarre, für die historischen Instrumente mussten wir die Vorlage für Gitarre aber um etwa eine halbe Oktave nach oben transponieren. Das Ergebnis, finden wir, kann sich aber in allen Fällen hören lassen, auch wenn es natürlich nicht an eine professionelle menschliche Wiedergabe, womöglich gar wie bei den individuellen Interpretationen von Hille Perl oder Eddie Karamazov & Stingherankommt.

Flämisches Cembalo, der Produktion der Familie Ruckers nachempfunden - das hier verwendete 3D-Modell stammt von TheNess.
Flämisches Cembalo, der Produktion der Familie Ruckers nachempfunden – das hier verwendete 3D-Modell stammt von TheNess Period Reproductions.

Wir beginnen unsere Instrumentenschau mit unserem inzwischen routinemäßig eingesetzten virtuellen Cembalo aus der Ruckersfamilie, zu welchem wir von unserem alten Bekannten „TheNess“ inzwischen auch ein passendes 3D-Modell erworben haben (siehe Grafik), sodass man sich das Original nun besser vorstellen kann. (TheNess hatte auch schon das Modell für die Viola da Gamba erstellt.)

Lady Hunsdon’s Puffe klingt auf dem Ruckers-Cembalo so:

Dank Eduardo Tarilontes Samplingprojekt, der das Instrumentarium der Musiker von Il Gentil Lauro digitalisiert hat, stehen uns nun aber noch zwei weitere Klassiker der Cembalofamilie zur Verfügung: Ein kleines italienisches Spinett und ein Virginal.

Lady Hunsdon’s Puffe auf dem Spinett:

Lady Hunsdon’s Puffe auf einem Virginal:

Neben den Tasteninstrumenten enthält die Sammlung auch noch zwei virtuelle Harfen: eine spätmittelalterliche Schnarrharfe („Bray Harp“) und eine Renaissanceharfe.

Lady Hunsdon’s Puffe auf der Schnarrharfe:

Lady Hunsdon’s Puffe auf der Renaissanceharfe:

Zum Vergleich gibt es das Stück hier auch noch auf einer keltischen Harfe, die wir schon etwas länger besitzen:

Hinzu kommt noch eine Zither in Renaissance-Spielweise:

Der ebenfalls mitgelieferte geklöppelte Psalter („stroken psalter“) weist leider einen zu begrenzten Tonumfang auf, um ihn vernünftig einzusetzen. Er ist in dieser Form wohl eher als Perkussionsinstrument einzusetzen, denn als Melodieinstrument. Aber was auf jeden Fall noch eine lobende Erwähnung wert ist, ist die mitgelieferte Renaissance-Laute, die nicht nur die Saiten-, sondern auch die typischen Griffgeräusche der Hand trefflich nachahmt. An einigen Stellen treten allerdings seltsame Nebentöne auf. (Wir sind uns nicht ganz sicher, ob dies ein erwünschter Realismuseffekt oder ein Fehler ist.)

Lady Hunsdon’s Puffe auf der Renaissancelaute:

Von der ebenfalls enthaltenen Barockgitarre haben wir keine Version gefertigt, da deren eigentlich Stärke in den mitgelieferten automatischen Arpeggio-Grooves liegt, die in Downlands Stück nicht zum Einsatz kommen. Dafür haben wir aber noch ein weiteres Stück Dowlands mit der Renaissancelaute eingespielt, das berühmte „Lachrimae Antiquae“, womit unser sonntägliches Niarts-Klassikkonzert auch schließt:

Eduardo Tarilontes „Era – Medieval Legends“ enthält darüber hinaus noch eine umfangreiche Sammlung von Glockenklängen, Perkussionsinstrumenten und unzählige, mehr oder weniger sinnvoll einsetzbare Hintergrundkulissen sowie natürlich diverse frühneuzeitliche Blasinstrumente (Flöten, Dudelsäcke, Krummhörner, Shofar …), die wir uns noch näher ansehen werden. Die Gamben aus der Kollektion hatten wir schon in einem früheren Artikel vorgestellt.

Mit dieser Sammlung virtueller frühneuzeitlicher Instrumente ist das Niarts-Symphonie-Orchester damit endlich(!) nahezu komplett. Das Einzige, was nun noch fehlt, sind ein Satz virtueller Streichpsalter (und zwar wirklich gestrichene mit geeignetem Tonumfang) und ein Glockenspiel. Aber das ist schon unterwegs und bis der Sommer vorbei ist, dürften einige länger laufende Projekte endlich abzuschließen sein.

Über Martin Dühning 1519 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.