Rettung aus dem Kriegsgebiet

Es wird jedes Jahr schlimmer in Lauchringen mit der Böllerei. Maßlos in fast allem, ufert es bei meinen Nachbarn zu einem Schlachtfeld von Schwefel und Feinstaub aus. Einmal noch errettete mich ein Engel aus dieser Vorhölle.

Es hat nun schon einige Jahre Tradition, dass wir zusammen mit den Hunden dem Höllenlärm entfliehen, der in den Städten an Silvester losbricht, jedes Jahr schlimmer, ein Inferno von Böllern und Krachern, entfesselt von Menschen, die keinen Krieg mehr gekannt haben. Und während hitzig über Feinstaub im Straßenverkehr gestritten wird, fackelt man inzwischen Chemie in Massen ab, die an Giften ein Vielfaches auswerfen.

Wir mussten lange fahren in dieser Silvesternacht, um noch einen Ort zu finden, wo die Hunde wirklich Ruhe fanden. Unser erstes Versteck, was wir vorab ausgekundschaftet hatten, erwies sich noch als zu ungeschützt und nach vielem Suchen fanden wir zuletzt doch noch einen geheimen Ort, wo die Welt noch in Ordnung war. Hier fanden wir Ruhe – und für einen kurzen Moment war Frieden in unseren Herzen und Geborgenheit – während anderswo ein Feuerwerkskrieg inszeniert wurde.

Friedlich und geborgen schlummert Aponi ins neue Jahr (Foto: Salome Leinarkunion)
Friedlich und geborgen schlummert Madame ins neue Jahr (Grafik: Martin Dühning)

Wir warteten so das neue Jahr ab und daraufhin noch eine Stunde. Dann glaubten wir uns sicher genug und fuhren wieder heimwärts. Doch wir hatten uns in falscher Sicherheit gewiegt, die Böllerschlacht tobte auch nach zwei Uhr in Tiengen und Lauchringen noch weiter. Und selbst in der Königsberger Straße war kein Frieden, sodass ich mich noch nicht einmal richtig verabschieden konnte, denn Angst stand uns allen im Gesicht. Mir aber wurde ganz übel, dass sich das Schlachtfeld um mein Mutterhaus noch „zuhause“ schimpft.

Ach, was ist das nur für ein furchtbarer Beginn des neuen Jahres 2019, wo man den Frieden mit Schwefel verjagt und kein Platz mehr für Geborgenheit ist!

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.