Was bleibt und was verloren ist, Teil 2

Prototypische KGT-Fotografie (Foto: Martin Dühning)

Am Samstag, den 19. Juli 2014 fand am Hochrhein-Gymnasium das große Jubiläum statt, das Klettgau-Gymnasium feierte am 20. Juli 2019 zarte 50 Jahre. Ein Vergleich.

Über meine Erfahrungen als Besucher des Schuljubiläums am Hochrhein-Gymnasium habe ich schon an anderer Stelle geschrieben, damals war ich dort nur ein Jahr lang Referendar gewesen und doch war ich während der Jubiläumsfeier erstaunt, mit welch gutem Gedächtnis man sich dort teils noch an mich erinnerte und dass das wenige, was ich damals geleistet hatte, an der Schule gewahrt geblieben war.

Ganz anders spielte sich das gleiche am Klettgau-Gymnasium ab. Nun gut, zum Festnachmittag war ich erst gar nicht hingegangen, zum einen, weil ich außerirdische Begegnungen mit meiner verlorenen Liebe vermeiden wollte, die auch unter den Gästen weilte – und zum anderen hatte mir wohl mein Schutzengel mal wieder gut zugeflüstert – ich hätte mich wahrscheinlich nur wieder maßlos aufgeregt über das Übermaß an Ignoranz unter den ehemaligen Kollegen. Das holte ich dann nach, als ich heute in Tiengen zu tun hatte und mir eine KGT-Festschrift nachkaufte. Mein eigener Artikel war natürlich der örtlichen Zensur zum Opfer gefallen (ich hatte sowas schon vermutet), allerdings fehlt in der Festschrift auch sonst jegliche Erwähnung meiner fast 20 gemeinsamen Jahre – und in Anbetracht der Tatsache, dass ich dem Schulleiter vorab 22 GB meiner Bilddaten aus 10 Jahren Pressezeit zur Verfügung gestellt hatte (die in der Festschrift kurzerhand zu seinem eigenen Bildmaterial umerklärt werden) und diverse Texte und Grafiken ebenso verwendet werden, angefangen beim 2013er-Schulemblem, um die man dann eben doch einfach nicht herum kam, kann man das eigentlich nur noch Geschichtsklitterung nennen. Vom deutschen Urheberrecht scheint dort auch noch niemand etwas gehört zu haben. Jedenfalls ist es unverschämt und ein Armutszeugnis! Immerhin bin ich nicht der einzige, welcher aus der offiziellen Geschichte getilgt wurde, denn auch dem Gründer und langjährigen Chefredakteur des KGT-Jahrbuchs wurde das gleiche Schicksal zuteil. Aber vielleicht ist das ja auch nur mir aufgefallen…

KGT-Schulemblem von 2013 (Grafik: Martin Dühning)

Als ich dann den Bauarbeitern am Klettgau-Gymnasium heute Nachmittag dabei zusah, wie sie die fünfzig Jahre alten Fensterfronten des Klettgau-Gymnasiums aus der Fassade herausrissen, gleichsam die Außenansicht in Schutt legten, wurde mir dann doch klar, wie unterschiedlich die beiden Waldshuter Gymnasien doch sind. Das eine, hochrhein-blaue – eine altehrwürdige Schule mit geradezu endloser Geschichte (manchmal auch zuviel, worunter es bisweilen leidet), das andere, derzeit noch gelb, bald wohl wieder mausgrau – immer im Wandel, ohne dauerhafte Substanz und offenbar auch ohne echtes kollektives Gedächtnis: irgendwie dement

Über Martin Dühning 1519 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.

1 Kommentar

  1. Lieber Herr Dühning,
    das ist sehr bitter, was ich hier gelesen habe. Das hat Ihnen bestimmt sehr weh getan, wenn die Arbeit, die man in diesen „Betrieb“ mit Begeisterung und Herzblut gesteckt hat, keinerlei Würdigung, nicht einmal irgendeine Erwähnung gefunden hat. Ein Armutszeugnis für diese Schule, pfui …sehr sehr traurig.
    Ich kann nur sagen, dass ich froh war an dem KGT- Fest- Wochenende (unter anderen Terminen) einen Konzerttermin mit Proben für Mendelssohns Oratorium Elias in Konstanz zu haben und nicht in Tiengen zu erscheinen. Es tat mir ganz und gar nicht leid.
    Ich habe einmal den Versuch gemacht zu einem Klassentreffen zu gehen und habe es sehr bereut. Die meisten Leute mit denen ich damals in der Schule gerne zusammen war, waren nicht aus meiner Klassenstufe, sondern aus Chor und Orchester. Wahre Freundschaften habe auch ich keine am KGT gefunden. (Das scheint sowieso schwer zu sein.)
    Schön finde ich, dass in dem Logo noch ein bisschen von Roland Ueber drin ist.
    Vielleicht wurde er ja auch schon vergessen am KGT ?

    Freuen Sie sich doch, dass Sie am Hochrhein- Gymnasium sind. Da scheint wohl eine besseres Klima zu herrschen.
    Und geniessen Sie unsere schulfreie Zeit, um sich zu erholen und neue Kräfte zu tanken.
    Ich versuche mich nicht mehr mit Dingen zu belasten, die ich nicht mehr ändern kann. Mich darüber aufzuregen, kostet unnötig kostbare Lebenszeit und Energie.
    Ich wünsche Ihnen einen schönen erholsamen Sommer und dass Ihr Schutzengel Sie auch weiterhin leitet und zu schönen Plätzen und Ereignissen führt. So wie es im Elias von Mendelssohn besungen wird: „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“.

    Herzlich grüßt Sie
    Christina Goldstein

    P.S. Danke für die schönen Ancient Summer Fotos

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