Seventy-two Shades of Grey

Nach langer Zeit teste ich mal wieder ein CastleArts Set: Die „72 HARMONIOUS Collection COLOURED PENCILS“. Das Set wird damit beworben, angeblich besonders harmonisch zu wirken – tatsächlich enthält es viele Grautöne.

Das Harmonious-Set von CastleArts kommt in einer wertig wirkenden Metalldose.
Das Harmonious-Set von CastleArts kommt in einer wertig wirkenden Metalldose.

Um es vorweg zu nehmen: Da ich ein Freund durchaus kräftiger Farben bin, hat mir die Farbauswahl dieses Sets nicht so besonders gefallen, da man tatsächlich alles vermisst, was an Farben schön bunt und kräftig ist, insbesondere Rot- und Gelbtöne. Im blauen, grünen und besonders im violetten Farbspektrum hat das Set aber etwas zu bieten, insbesondere wird man aber selten so viele Grautöne auf einem Haufen versammelt finden.

Die Namen der Farben sind sehr fantasievoll, geben aber nicht immer den tatsächlichen Farbton wieder – was jedoch in der Branche inzwischen üblich ist. Neben Grau liegt der Schwerpunkt im grün-violetten Bereich, schön sind aber auch die dunklen Blautöne, darunter hat mir besonders „Topaz“ gefallen. Damit ist das Set aber nicht ganz ausgewogen, unter anderem auch deswegen, weil der einzige halbwegs erahnbare Gelbton „Wheatgrass“ leider von seiner ursprünglichen Intention (eine Art Weizenbeige) abweicht und stattdessen tatsächlich ein Schweinchenrosa malt, auch alle anderen gelblichen Farben gehen ins Rosarot.

Die angedachten Gelbtöne des Harmonious-Sets von 2024 überzeugen nicht.
Die angedachten Gelbtöne des Harmonious-Sets von 2024 überzeugen nicht.

So wird es schwierig, mit dem Set irgendetwas zu malen, was auch Gelbtöne benötigt. Das Set lässt sich allerdings prima mit dem Pastell-Set („48 Pasteltint Pencils“) von CastleArts kombinieren, was reichlich Gelbtöne und auch kräftigere Orange- und Hellrottöne bietet. Mit beiden Sets wird man dann wohl auch glücklich. Womöglich ist das jüngere „Harmonious“-Set auch dazu gedacht, das ältere Pastell-Set zu ergänzen. Ansonsten kann man diese Farben für sich, worauf mich ein guter Freund hinwies, als er die Farbauswahl betrachtete, eventuell auch für das Design von Stoffmustern verwenden, z. B. für Herrenmode, die ja (leider) oft in gehaltenen Farben gestaltet ist.

Wertig wirkt die Metalldose, in der die Stifte geliefert werden. In ihr sind die Stifte dreilagig drapiert. Die mitgelieferten Broschüren geben einen Überblick über das Sortiment von CastleArts, aber auch eine Kurzeinführung in die Benutzung der wachsbasierten Zeichenstifte. Aus der Broschüre geht auch hervor, an wen sich das Set besonders richtet: An Menschen, die mit dem Colorieren Stress abbauen wollen, also Hobbynutzer, die zur Entspannung zeichnen – nicht an Profis.

"72 Shades of Grey liefert das Harmonious Collection Coloured Pencil Set" von CastleArts (2024).
„72 Shades of Grey liefert das Harmonious Collection Coloured Pencil Set“ von CastleArts (2024).

Die Stifte selbst weisen die von CastleArts gewohnte Qualität auf, sie malen geschmeidig und durchaus farbdicht im Auftrag. Die 72 Hamonious Coloured Pencils sind wachsbasiert (wie auch die beim Pastell-Set), sie lassen sich also nicht mit Wasser vermalen, aber durchaus schichten und vermischen. Dazu gibt es dann im Set auch eine Anleitung, die aber auch empfiehlt, gemalte Bilder mit einer Fixierspray zu behandeln, um die Nachoxidation einiger Farben zu vermeiden. So ganz farbecht sind die Stifte also nicht. 

Die offizielle Preisempfehlung des Stiftesets liegt bei 55 EUR, ein Preis, den man aber so gut wie nie zahlen muss. Nutzt man einige der vielen Rabattaktionen und greift im richtigen Moment zu, bekommt man die Stifte schon zwischen 20-30 EUR. Bei diesem Preis kann man sich wirklich nicht über die Qualität beschweren und weil sich mit den Stiften auch wirklich solide malen lässt – sofern man die Farbpalette mag – kann man mit dem Set auch nicht viel falsch machen. Profisets mit diesem Umfang kosten das bis zu Zehnfache.

Über Martin Dühning 1520 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.

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