Orte von Kraft und Zuversicht

Blick vom Leuchtturm auf den Slowinzischen Nationalpark (Foto: Martin Dühning)
Blick vom Leuchtturm auf den Slowinzischen Nationalpark (Foto: Martin Dühning)

Urlaub, echter Urlaub, dient der Erholung. Rekonvaleszenz. Diese kann aber nur an Orten der Kraft gelingen. Solche gibt es, aber sie sind selten.

Slowinzischer Nationalpark (Foto: Martin Dühning)
Slowinzischer Nationalpark (Foto: Martin Dühning)

Was man als erholsam betrachtet, hängt sicher auch mit der eigenen Beschaffenheit zusammen. Ein extrovertierter Mensch wird deshalb Orte suchen, die voller Leben sind, voller interessanter Menschen, Kommunikation und Austausch. Ich persönlich bin eher ein introvertierter Mensch und suche in meiner Freizeit lieber Erholung in der Stille. Das ist etwas, was an meinem Wohnort Lauchringen, jener lärmigen Kolonie von SUV-Besitzern, selten zu finden ist. Zudem reichen mir nicht einfach Orte ohne Lärm und Blechlawinen, die wären dann nur weniger stressig, aber langweilig, sondern ich Suche Orte der Kraft, mystischer Kraft. Denn ich bin ein spiritueller Mensch.

Bäume im Slowinzischen Nationalpark (Foto: Martin Dühning)
Bäume im Slowinzischen Nationalpark (Foto: Martin Dühning)

Nicht ganz ohne Grund ziehen mich Wälder und Bäume so sehr an wie mich umgekehrt Blechlawinen und Betonwüsten abstoßen. Ich liebe den Duft von Nadel- und Laubwäldern und ich kann eigentlich nie genug Bäume um mich haben. Ein spezielles Biom hat es mir aber besonders angetan: Das sind Kiefern- oder Föhrenwälder. Einst, im Jahr 2016, war ich in Polen unterwegs und fand dort eine sehr hübsche Gegend vor an einem Ort namens Czołpino. Es war eine fast unwirkliche Landschaft aus Sanddünen, Ostsee und Kiefernwäldern und dieser Ort im slowinzischen Nationalpark war wirklich magisch. Die Polenreise 2016 war für mich insgesamt wenig erholsam, sie war für mich körperlich sehr anstrengend und die Nächte in Danzig, obwohl eine bildhübsche Stadt, sie waren viel zu kurz und laut, aber im Nachhinein ist mir doch die Sehnsucht nach der viel stilleren Ostseelandschaft geblieben und ich bereue etwas, dass ich in Czołpino nicht länger verweilen konnte. Ein paar Jahre später war ich dann in Wales, was ein Land mit auch ein sehr schöner und kraftvoller Landschaft war, aber der Sommertag von Czolpino war trotzdem magischer.

Ich habe danach eine Weile im Schwarzwald nach Kiefernwäldern gesucht, machte sogar einen Führerschein, um diese Orte dann auch erreichen zu können, aber Plätze, die eine ähnliche Magie haben wie der slowinzische Nationalpark damals, habe ich dort nicht gefunden. Die kranken Fichten des Schwarzwaldes haben nicht ansatzweise die gleiche Ausstrahlung, Tannen sind mir zu düster und überhaupt sind die Waldbestände in Süddeutschland in einem oft beklagenswerten Zustand. Mal abgesehen davon, dass das Meer fehlt und die Sonne zu hoch steht. Wenn man Fantasie aufbringt, kann man sich zumindest ein wenig Strandfeeling vor Augen bringen, wenn man in Aha am Schluchsee an einem sonnigen Tag die Augen zusammenkneift, die kleinen Segelboote wirken ja gleichfalls maritim, aber es ist natürlich nicht dasselbe und die Sehnsucht nach der Ostseelandschaft bleibt. Und die leere Batterie der Seele aufladen kann man so nicht. Auf Instagram folge ich daher (neben vielen anderen) der Fotografin Marta Zdrojewska aus Gdynia, die sehr häufig fotografische Ansichten von der polnischen Ostsee bringt, auf der ihre Kinder munter umherspringen.

Ostsee bei Czolpino, Polen (Foto: Martin Dühning)
Ostsee bei Czolpino, Polen (Foto: Martin Dühning)

Nun ich verstehe jetzt auch den Reiz, den die Ostsee im Sommer hat, auch in der Literatur bei Astrid Lindgren. Die Ostsee im Sommer ist schon ein besonderer Ort, nicht nur in Schweden. Wenn man sie nicht erreichen kann, kann man doch immerhin noch davon träumen…

Über Martin Dühning 1438 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.