Ein Boot kommt selten allein

Weitgehend unbemerkt im Trubel der letzten Schultage, unbeachtet von der Festle feiernden Lehrer- und Schülerschaft, der KGT-Schülerzeitung oder anderen KGT-Medien braut sich etwas zusammen am Klettgau-Gymnasium. Sintflutartig drohen kleine, papierne Strukturen die altehrwürdigen Hallen der Schule zu überschwemmen, zumal nach einer öffentlichen Ankündigung auf SWR3 nebst Aufforderung, dieselben hilfsweise an die Schule zu schicken. Papier-Bötchen sind vielleicht schon unterwegs, viele, viele Papierbötchen…

Wie es zu der Idee gekommen ist, muss im Dunkeln bleiben. Sicher ist aber, dass sie einem Mitglied der Klasse 8d kam, denn so steht es geschrieben auf der eigens eingerichteten Projektwebseite. Inzwischen hat sich das Ganze aber zu einem klassenübergreifenden Stufenprojekt entwickelt – und das ganz ohne Mitwirkung irgendeines Lehrers. Kann das sein? Zweifler bezweifeln, dass sowas in unserem zweifelhaften Schulsystem überhaupt möglich ist und wittern einen Hoax. Normalerweise können sich Schüler doch nicht einmal bewegen ohne Anleitung durch die Lehrkräfte. Diese jedoch ahnen größtenteils wohl noch nicht einmal, was auf sie zukommt – eine Papierflut ungeahnter Form und Größe.

Einen alten Weltrekord will man brechen und einen neuen aufstellen und daher versuchen öffentlich aber doch irgendwie insgeheim viele, viele, wenn auch nicht alle Achtklässler am Klettgau-Gymnasium nun eine gewaltige Armada von Papierschiffen zu konstruieren. Siebentausend sollen die letzten sieben Tage schon gefaltet worden sein nach eigenen Angaben, zweihundertfünfzigtausend sollen es insgesamt werden.

Es fragt sich, wo man so viele Schiffe verstecken kann und wie die gewaltige Invasionsflotte so lange verborgen bleiben konnte. Sicher, man kann sie ja zusammenfalten, die Faltbötchen. Dennoch – eine so große Masse bedarf eigentlich eines eigenen Lagerraumes oder spezieller, genialer Tarn- und Lagerstrategien. Aber wer weiß, vielleicht wurden die ja längst entwickelt. Bei den Handys hat es ja auch immer irgendwie funktioniert…

Sicher ist jedenfalls, dass man mit den ersten G8ern am KGT künftig rechnen werden muss. Wer in einer Woche 7000 Schiffe stellen kann, könnte auch auf dem Landwege schnell mit einer Invasion starten. Papierpanzer oder Papiertiger wären damit eine reale Option. Auch ein Luftschlag wäre ohne weites möglich – erste Papiervögelchen und Papierflieger sollen in Unterrichtsstunden bereits gesichtet worden sein.

Zum Glück sind ja bald Ferien, was den trügerischen Frieden am KGT noch eine Weile erhalten könnte.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, arbeitet am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.